Zwischen Job und Gefühlschaos

Mitte September stieg ich ins Auto und fuhr einmal quer durchs Land, von Leipzig nach Neuwied. Auf dem Plan stand ein Shooting mit 4 Hunden, Frauchen und Herrchen. Gebucht wurde ich dafür von der lieben Julia. Ich kenne Julia schon viele Jahre, sie ist selbst Hundefotografin und in der Branche keine Unbekannte. Wer sie noch nicht kennt, hüpft gern mal rüber zu Lizbeth Hundefotografie. Ich bin stolz und sehr froh, sie als Mentorin in ihrer Selbstständigkeit von Anfang an begleitet zu haben. 2015 hat sie mich bereits für ein Fotoshooting in Leipzig besucht. Damals bestand ihr Rudel noch aus 2 Hunden, jetzt mit 4 Hunden, war es ihr aber lieber, dass ich zu ihr komme. Seitdem ich Mama bin, reise ich nicht mehr so oft wie früher. Mit Stillbaby ist es mir einfach nicht möglich gewesen ein Wochenende alleine weg zu fahren, aber seitdem unsere kleine Tochter abgestillt und in der Betreuung ist, geht es langsam wieder vorwärts. Man kann sich wieder mehr Freiheiten nehmen, aber Fakt ist: Man tut es viel zu selten. Und so bin ich eigentlich immer ganz froh, wenn meine Kunden aus allen Teilen Deutschlands zu mir nach Leipzig kommen. Hier kenne ich meine Locations, in und auswendig, kann abliefern, auch wenn ich müde und erschöpft bin, weil die letzte Nacht nicht so der Bringer war oder sonst irgendetwas ist. Hier fühle ich mich einfach sicher und kann gleichbleibende Qualität bieten. Ein Shooting fernab meiner „Komfortzone“ an einer mir unbekannten Location, noch dazu mit 4 Hunden, das war auch für mich mal wieder eine ordentliche Herausforderung.

Der Plan stand, ich wollte Freitag Abend die 5 Stunden bis nach Neuwied fahren, am Samstag früh, gleich nach Sonnenaufgang sollte das Shooting stattfinden und danach würde ich noch schnell etwas essen und mich dann ins Auto setzen und wieder nach Hause fahren, weil am Sonntag ein Familienausflug auf dem Plan stand. Und wie ich so diesen Plan schmiedete dachte ich mir „Bist du denn eigentlich völlig verrückt?? Das ist ja total stressig!“. Deshalb beschloss ich mir mal etwas zu gönnen, den Familienausflug auf später zu verschieben und noch eine weitere Nacht im Hotel einzuschieben. Das klang nach ordentlich Luxus. Ein Tag völliger Ruhe, AUSSCHLAFEN!!! Und irgendwo lecker essen gehen. Perfekt. Ich fand, das hatte ich mir mal verdient. Doch dann fand ich, dass es doch völlig verschwendet wäre, das allein zu machen. Kurzum: Ich buchte das Hotelzimmer um, von einer auf zwei Personen und fragte meinen Liebsten, ob er denn nicht Lust hätte mich zu begleiten. Ich erntete leuchtende Augen und ein Wackeldackelähnliches Kopfnicken für diesen Vorschlag und da war es: Unser erstes Kinderfreies Wochenende seit fast 4 Jahren. Ich freute mich wie ein Keks.

Also zurück auf Anfang, ich stieg an besagtem Freitag, Mitte September ins Auto, auf den Beifahrersitz und wir fuhren gemeinsam nach Neuwied. Eine Menge Baustellen und ordentlich Stau sorgten dafür, dass wir erst kurz vor 23.00 Uhr im Hotel ankamen und direkt ins Bett fielen, weil wir ja am nächsten Morgen ganz früh aufstehen mussten. Toller Plan, dachte ich. Gibt nicht mal ein geiles Hotelfrühstück :D.

Das Shooting Samstag früh war der Hammer. Nie hätte ich gedacht, dass wir das so gut meistern. Julias 4 Hunde waren super lieb und auch toll erzogen. Christian war mir eine große Hilfe, ich sollte ihn vielleicht öfter mitnehmen :D.Und ganz nebenbei gibt es so auch endlich mal ein paar Einblicke „hinter die Kulissen“. Mareike in den schönsten Verrenkungen auf dem Boden liegend und fotografierend.

Nach dem erfolgreichen Shooting, genossen wir ein leckeres Mittagessen mit meinen Kunden und beschlossen dann noch etwas wandern zu gehen. Schon ewig hatte ich vor die Burg Eltz zu besuchen. Schon so oft hatte ich diese romantische Burg auf großartigen Fotos gesehen, wenn wir also schon mal hier in der Nähe waren, dann mussten wir einfach dahin. Gesagt, getan, Christian war sofort dabei und so machten wir uns auf den Weg und genossen die 5-stündige Wanderung so so sehr. Die Ruhe, die Sonne und endlich mal Zeit füreinander. Das kommt im Alltagschaos meist viel zu kurz. Die Burg Eltz an sich war wunderschön, aber von Touristen völlig überflutet. Es war ein Schauspiel den ganzen „Influenzern“ beim Posieren zuzuschauen. Also taten wir einfach dasselbe und haben nun auch unser voll professionelles Instagramfoto vor der Burg Eltz, total durchgestylt und perfekt bearbeitet… nicht :D.

Nach unserer Rückkehr ließen wir den Abend bei einem gemütlichen kleinen Italiener in Andernach auf dem Markt ausklingen. Gott wie schön ist bitte dieses Städtchen??? Es war ein toller Tag, schade dass er so schnell vorbei war.

Am nächsten Morgen gönnten wir uns unser wohlverdientes, ausgiebiges Hotelfrühstück. Was würde ich darum geben jeden Morgen ein ordentliches Frühstück serviert zu bekommen, ohne alles selbst erledigen zu müssen. Eine tolle Vorstellung, oder? Tja… und damit war es eigentlich auch schon vorbei, unser Wochenende in Freiheit :D. Aber so richtig wollten wir noch nicht nach hause, beschlossen also noch einmal durchs Städtchen zu schlendern und uns anschließend in die Sonne an den Rhein zu setzen. Nochmal kurz auftanken, vor der langen Rückfahrt und dem bevorstehenden Alltagschaos.

Und so saßen wir da unten am Rhein, ganz allein in der Sonne. Wir lehnten uns gegen einen Treibholzstamm und redeten und redeten und redeten. Über Gott und die Welt, unsere Kinder, die Zukunft, unseren Hausbau, das Reisen, die Familie. Einfach über alles. Und dann wurde es kurz still… zu still für mein Dafürhalten. Und dann kam sie, die Frage, aller Fragen. Die Frage, auf die ich schon seit so langer Zeit gewartet habe. Ich bin mir nicht sicher, wer von uns beiden mehr geweint hat, Christian oder ich, aber auf einmal hielt er da diesen Ring und besiegelte damit das, was für uns seit über 9 Jahren bereits fest steht. Wir gehören zusammen. Es war einer dieser Momente, die man in seinem ganzen Leben nicht mehr vergessen wird. Ein Moment des puren Glücks, in dem alle Probleme des Lebens plötzlich ganz weit weg sind und da nur noch zwei Menschen sind, die sich mehr lieben, als man es je für möglich halten würde. Und das tun wir. Das hätten wir auch ohne Antrag und Hochzeit und Kinder für immer getan, das wussten wir wohl beide vom ersten Moment an.

Tja… und damit ist es nun offiziell. Auch wenn es sich noch ganz neu anfühlt und ich jeden Tag aufpassen muss, den wunderschönen Ring, der über 100 Jahre Geschichte in sich trägt nicht zu verlieren oder damit irgendwo dagegen zu schrammen. Wir werden heiraten. Ich werde bald keine Konrad mehr sein. Wann und wie und wo? Keine Ahnung! Da spielen so viele Dinge eine Rolle. Das nächste Jahr wird nun also noch aufregender, als es ohnehin schon gewesen wäre und wir planen neben dem größten Netzwerk-Event für Tierfotografen und einem Haus nun auch noch eine Hochzeit… und das während einer Pandemie, in der es nahezu unmöglich ist, Termine und Räumlichkeiten zu organisieren. Aber hey… wir schaffen das schon. Wir schaffen alles, gemeinsam. Heute, morgen und für immer.

Und um diesen Tag für immer festzuhalten, mussten natürlich ein paar super professionelle, verheulte Selfies her :D.