In dieser verrückten Zeit, in der die Kinder alle zuhause sind, stehen wir Eltern ja vor ganz neuen Herausforderungen. Und so bin ich in den letzten Wochen immer auf der Suche nach neuen Spiel- und Bastelideen. Und dabei ist mir etwas aufgefallen, was mir nicht mehr aus dem Kopf geht.

Spielen mit den Kindern ist nämlich das eine, aber spielen wir selber eigentlich noch? Wo ist denn eigentlich das Kind in uns geblieben und wann probieren wir überhaupt noch neue Dinge aus?

Wir Erwachsenen sind ja häufig so seriös. Es bleibt kaum Zeit, um einfach mal Dinge auszuprobieren und herum zu spielen. Seitdem ich Mentorin bin, begegnet mir folgendes Szenario immer wieder: „Mareike ich brauche deine Hilfe. Ich muss Geld verdienen, ich muss Kunden generieren und zwar am besten gestern. Ich muss das jetzt machen, es muss schnell gehen, aber es soll perfekt werden!“ … Puh… was für eine Aufgabe. Und ich verstehe die Gedanken und auch den Druck dahinter, aber wisst ihr was schade ist? Kaum einer nimmt sich mehr wirklich die Zeit, Dinge auszuprobieren, sie in Ruhe wachsen zu lassen. Dinge die wir in die Hand nehmen, müssen vom ersten Moment an, perfekt sein. Wenn wir etwas basteln, dann muss es sofort Instagram- und Pinterest-tauglich sein. Das geht bei der eigenen Handschrift los, aus der jetzt perfektes Handlettering wird, geht bei der Innenraum-Deko weiter und hört beim Malen oder eben Fotografieren auf. Keiner nimmt sich mehr genügend Zeit die ersten Entwürfe die entstanden sind ausgiebig zu betrachten. Gefällt nicht? Weg damit! Ohne zu hinterfragen, was genau nicht gefällt, was aber vielleicht auch gut gelungen ist. Genau zu schauen wo die Fehler liegen und was man verbessern müsste. Oftmals ist es gerade bei den digitalen Medien so, dass alles beim ersten Versuch perfekt sein muss. Der Instagramfeed muss ja gleichmäßig aussehen. Ein verwackeltes Selfie im Feed? No way, dann lieber gar nicht! Weg damit!

Was dabei verloren geht, ist man selbst!

 

 Das Kind in uns, das Dinge neu entdeckt und ausprobiert, Materialien so benutzt, wie sie eigentlich nie benutzt werden sollen und neue Verwendungszwecke dafür schafft. Also tun wir uns doch bitte den Gefallen und hören auf perfekt sein zu wollen! Hören wir auf, darauf zu schauen was andere machen, hören wir auf nach etwas zu suchen was schon längst in uns ist. Nehmen wir uns doch ab heute auch die Zeit, es einfach mal laufen zu lassen und schauen wohin es uns führt.

Zu scheitern, auch wenn wir es nicht hören wollen, gehört im Leben mit dazu und meistens entsteht aus dem Scheitern, aus dem Probieren und aus vielen Versuchen, etwas ganz Eigenes – etwas ganz Neues. Es gibt mittlerweile viele hunderte Seminare da draußen, zum Thema Stilfindung und mindestens genauso viele Fotografen, die dir erzählen, wie genau ihr Stil funktioniert und wie sie ihre Bilder bearbeiten. Aber was entsteht daraus? Eine Masse an technisch guten Bildern, die sich mehr oder weniger total ähnlich sind. Aber ist es dein Stil? Wo bist du bei der Sache? Dein eigener Stil entsteht nicht von jetzt auf gleich. Ein Stil entwickelt sich. Aber wenn wir uns nicht mit unseren eigenen Bildern beschäftigen, sondern nur mit dem, was wir haben wollen, dann verpassen wir ganz viel. Oftmals habe ich junge Frauen bei mir sitzen, die sagen „Ich habe noch keinen eigenen Stil!“. Und dann setze ich mich mit ihnen hin und zeige ihnen, dass da schon ganz viel eigenes ist. Ich erkläre, welche Dinge mir an ihren Bildern aufgefallen sind und das ist meist ein echter Aha-Moment. Genau aus diesem Grund starte ich mit diesem Thema auch in alle Mentoringprogramme. Gleich zu Anfang gibt es eine ausführliche Portfolioreview und wir machen uns an die Stilfindung, denn so kann ich meine Teilnehmer am Besten kennenlernen. Als Menschen und als Fotografen, ihre Stärken, Schwächen, Vorlieben und ihren Geschmack. Denn darauf baut später alles weitere auf.

Also denk daran: Ein Maler malt auch nicht beim ersten Versuch geniale Bilder. Fotografieren ist Malen mit Licht, das hören und sagen wir Fotografen doch immer wieder, das lese ich auf so vielen Webseiten. Aber wer von euch macht das eigentlich noch? Ist es nicht so, dass man, wenn man malt und das erste mal einen Pinsel in der Hand hat, zwar eine Vorstellung vom fertigen Bild hat, das Ergebnis aber meistens eher einer Kinderzeichnung ähnelt, als einem Van Gogh (Bei mir ist das so… mehr als Strichmännchen geht nicht :D). Es dauert seine Zeit und man muss Dinge immer und immer wieder tun und dann werden sie besser. Jedes mal ein bisschen, immer wieder neu.

Also… Nimm den Pinsel wieder in die Hand, mal drauflos, mal erneut mit dieser Vision die du im Kopf hast und was da entsteht, wird mit Sicherheit bei jedem Versuch ein Stückchen besser sein. Und vielleicht wird es sogar irgendwann einen Hauch von Van Gogh haben. Was jedoch viel wichtiger ist, ist dass das Ergebnis ein Teil von dir sein wird. Hab den Mut etwas Anderes, etwas Neues zu kreieren und gib dir die Chance, etwas viel Tolleres als die tausendste Sonnenblumen-Van-Gogh-Kopie entstehen zu lassen.

So wie meine Kinder, mit diesem absolut perfekt unperfekten kleinen Knetmännchen.

Du brauchst Unterstützung in deinem Fotografie-Business? Vielleicht kann ich ja helfen… Als Coach oder Mentor stehe ich dir zur Seite und gebe mein Wissen an dich weiter, so gut ich kann. Und wie du siehst, entdecke auch ich immer wieder Neues, was ich sowohl in meinem Unternehmen, als auch bei anderen nutzen und etablieren kann. Man ist nie fertig, nichts ist jemals perfekt, vor allem nicht aus Sicht derer, die es gemacht haben ;).