Als ich im September völlig unerwartet den Heiratsantrag von Christian bekam, hätte ich nicht daran geglaubt, dass wir bereits im April verheiratet sein würden. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet, zwischenzeitlich schon echt gezweifelt, ob er vielleicht einfach nicht will. Doch dann kam die Frage der Fragen und mit ihr die Auflösung meiner vielen Fragen, denn tatsächlich hat Christian es bereits ganz lange versucht, immer wieder Anträge geplant und irgendetwas kam schlussendlich dazwischen. Der größte Flop war dann wohl noch unsere Neuseelandreise, denn genau da wollte er wieder einen Versuch starten… Bis zur gewünschten Location haben wir es jedoch leider nicht mehr geschafft und mussten unsere Reise und damit mal wieder Christians Träume begraben. Aber am Ende sollte doch noch alles gut werden.

Wenn alles anders kommt, als man denkt

 

Aber zurück zum Anfang. Das Jahr 2021 begann relativ sang und klanglos. Wer hätte ahnen können, dass es in wenigen Wochen mehr als turbulent werden würde. Die Hochzeit war für den Sommer geplant, alle Anträge seit September bei der Stadt, aber aufgrund der Corona-Pandemie, dauerte die Bearbeitung eine gefühlte Ewigkeit.

Im Januar widmete ich mich hoch motiviert der Jahresplanung meines Unternehmens, stellte ein komplett neues Mentoring-Programm auf die Beine und launchte dieses Ende Januar, um wenige Stunden nach der Veröffentlichung festzustellen, dass die Übelkeit und der Schwindel anscheinend doch nichts mit der Aufregung des Launchs zu tun hatte. Kurze Zeit später, hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand und meine Pläne für 2021 gingen mal eben den Bach runter. Ein Schock… versteht mich nicht falsch… wir wollten immer 3 Kinder. Aber eigentlich erst, wenn das Haus steht und wir mehr Platz haben und unsere ersten 2 Kids etwas größer sind. Aber nun war da dieses Mäuschen und ich wusste von der ersten Sekunde an, dass es bleiben würde. Wer mir schon eine Weile folgt, der weiß sicher, dass wir neben unseren 2 Wundern, auch 5 Sternchen da oben haben. Bei Lanas Schwangerschaftsverkündung, habe ich darüber bereits geschrieben. Und jedes Mal wusste ich, ob da „wirklich jemand war“ oder nicht. Sowohl bei Béla, als auch bei Lana hatte ich vom ersten Moment an das Gefühl, dass da jemand ist und wusste demzufolge auch, dass sie bleiben werden und so war es dann auch. Genau dieses Gefühl hatte ich jetzt, bereits vor dem Schwangerschaftstest, als mir am Morgen in den Sinn kam, dass mir jetzt schon recht lange übel ist. Und es sollte mich nicht täuschen.

Mittlerweile bin ich im 6. Monat schwanger und das kleine Mäuschen wächst und gedeiht in meinem kugelrunden Bauch.

Aber zurück zum Thema Hochzeit: Das war nämlich vorerst aus meinem Kopf völlig verschwunden. Ich hatte auf einmal so vieles im Kopf, dass ich gar nicht mehr wusste was ich zuerst machen soll. Während die Buchungen für die 12-Monats-Intensivmentorings eintrudelten, dachte ich nur „Wie zur Hölle soll ich die Leute denn 12 Monate betreuen, wenn ich zwischendrin ein Baby bekomme???“. „Wo soll denn bitte in unserer kleinen 3-Raum-Wohnung noch ein 3. Kind Platz finden?“. „Renne ich dann ab Herbst mit einem Neugeborenen permanent zur Baustelle, wenn es mit dem Hausbau losgeht?“. „Was mache ich mich den bereits gebuchten Herbstshootings??“. Sorry, liebe Hochzeit. Aber für dich war in meinem Kopf einfach gerade kein Platz mehr.

Jetzt oder nie

 

Zumindest bis an einem Montag Mitte März mein Telefon klingelte. Ich ging ran und hatte die nette Dame vom Standesamt am Telefon. Diese teilte mir relativ kurz und bündig mit, dass unsere Hochzeit in diesem Jahr nicht stattfinden wird, weil alle unsere Wunschtermine bereits belegt sind. Corona sei Dank, hatten sich im letzten Jahr viele Hochzeiten verschoben und mussten nun zusätzlich zu den bereits angemeldeten nachgeholt werden. Auch im nächsten Jahr, also 2022, waren unsere Wunschtermine im Sommer bereits weg. Anbieten könnte sie mir jetzt Termine frühestens ab Oktober 2022. Ich stand wie die Axt im Wald. Ernsthaft jetzt???

Ihre Frage „Na Frau Konrad, was machen wir denn jetzt? Wollen sie denn überhaupt noch heiraten??“ fand ich dann auch noch ziemlich nett. Anscheinend war die Trennungsrate der Hochzeitswilligen während des Lockdowns ordentlich in die Höhe geschnellt. „Ja! Danke der Nachfrage! Ich habe nicht vor mir irgendwann einen neuen Mann suchen zu müssen! Ich mag meinen eigentlich ganz gern!“, antwortete ich leicht genervt. Darauf fragte sie mich, ob sie denn nun nach uns wichtigen Daten nochmal schauen sollte oder nicht. Ich nannte ihr erneut unsere 2 Wunschdaten und erwähnte, dass wir am 14. April unseren Jahrestag hatten. „14.4.??“, ging es am anderen Ende der Leitung. „Na da haben wir 2023 doch Glück! … Hmmm… oder, warten sie mal kurz… ich scrolle mal eben hoch. Ach, na oder 2021, also, quasi in 4 Wochen. Da hätte ich 10:30 Uhr noch einen Termin frei, wollen sie den?“ – Und ich so: “ … … … „

Naja… lange Rede kurzer Sinn, ich erbat einen Tag Bedenkzeit und sagte am nächsten Morgen zu. 4 Wochen hatten wir nun Zeit unsere Hochzeit zu planen. Erst nach der Zusage erkannte ich, wie schwierig das sein würde, immerhin befanden wir uns mitten im Lockdown. Kein Brautmodengeschäft hatte offen, kein Juwelier, woher sollten wir dann all das „Hochzeitszeug“ kriegen?

Ich klemmte mich also am Dienstag, wenige Stunden nach der Zusage, hinter den Laptop, um nach Onlineanbietern für Hochzeitskleider zu recherchieren. Lieferzeiten: Fast überall 6 Wochen. Außer bei den Billiganbietern, da gings schneller. Die Kleider kamen zum Großteil aus China und waren anscheinend für Frauen konzipiert, die die 1,60m nicht überstiegen. Da stand ich mit meinen 1,81m Körpergröße da wie Max in der Sonne.

So ging das also schon mal nicht. Also schaute ich auf den einschlägigen Gebrauchtportalen nach, was dort so angeboten wurde. Ich scrollte eeeeeeewig… Immer wenn mir ein Kleid s halbwegs gefiel und ich es anklickte stand da „Ich bin 1,64m groß und trage im Normalfall Größe 40.“ oder so ähnlich. Und dann war da auf einmal dieses schmal geschnittene Kleid, an der recht groß aussehenden Frau. Ich klickte es an und da stand och tatsächlich „Ich bin 1,82m groß, trage Kleidergröße 36 und war zum Zeitpunkt der Hochzeit im 5. Monat schwanger!“. Wie krass ist das denn bitte?? Direkt gescreenshotet und an meine Mädels und die Mama geschickt, um ein Feedback zu bekommen. Und alle meinten: Klar, bestell das, vielleicht hast du ja Glück. Ich zögerte noch kurz. Soll ich mir ein Kleid schicken lassen, was dann vielleicht überhaupt nicht passt und mir auch nicht gefällt? Im Fernsehen geht das doch irgendwie immer anders, mit viel Anprobieren und so. Meine Mutter war auch suuuuuper begeistert. Sie hatte sich bereits mit einem Gläschen Sekt im Brautmodengeschäft gesehen, den Moment erwartend, an dem ihre Tochter wie eine Prinzessin gekleidet den Laufsteg betritt und bei ihr die Tränchen kullern, um dann sagen zu können „Ja! Das ist dein Kleid!“. Die Ebay-Kleinanzeigen-Gebraucht-Variante schien ihr nicht wirklich passend.

Ich schaute also nach, wo die Dame, die das Kleid verkaufte wohnte. Vielleicht kann man ja doch mal vorher hinfahren und anprobieren. Insgeheim rechnete ich mit Städten wie Berlin, Hamburg oder München, aber was stand da? Leipzig! 1,2km entfernt. Das gibts doch nicht! Sollte das Schicksal sein? Ich schrieb ihr sofort, vereinbarte am nächsten Tag einen Termin zum Anprobieren und damit war die Sache geritzt. Ich stand also am Mittwoch in einem kleinen Kinderzimmer auf einem Autobahnteppich und probierte mein Brautkleid an. Ich wusste in dem Moment, als ich es sah bereits, dass es das sein würde. Ein Schnäppchen und es passte super. Die Länge war perfekt, das Kleid wunderschön, nur am Platz war noch etwas Luft, aber den würde unser Baby in den verbleibenden Wochen schon noch füllen. Das war ein Zeichen, ganz sicher. Zum Schnäppchenpreis von 150 EUR kaufte ich das Kleid, das ursprünglich mal knapp 2000 EUR gekostet hatte der netten jungen Frau ab, packte es ein und nahm es mit zu meiner Mama. Dort musste ich sofort wieder hineinschlüpfen und auch wenn ich da in Socken in ihrem Wohnzimmer stand: Da war er, der Tüll und Tränen-Moment. Mit wenig Tüll, aber ein paar Tränchen. Das Kleid war also abgesegnet. Eine befreundete Schneiderin meiner Mama sollte sich dann um die wenigen Änderungen kümmern, die vorzunehmen waren. Das wichtigste hatten wir also. Dann schaffen wir den Rest auch noch.

So sah das dann aus, als ich im Brautkleid bei meiner Mama im Wohnzimmer stand. Noch etwas ungläubig und meine Mama mindestens genauso überfordert, wie ich, wie man an ihrem Finger auf der Linse unschwer erkennen kann :D.

 

Wenn einfach alles schief geht

 

Ich war also motiviert, dass wir diese Hochzeit tatsächlich über die Bühne kriegen und auch zuversichtlich, dass sie ganz schön wird. Aber die nächsten Wochen stellten uns wirklich vor eine harte Probe. Permanent änderten sich die Corona-Bestimmungen und damit auch unsere Pläne. Von 10 Gästen, bis ganz allein heiraten, war alles dabei. Wir luden unsere wichtigsten Menschen ein und wieder aus. Diese nahmen sich Urlaub, um dann doch wieder abzusagen. Es war ein furchtbares Hin und Her. Eine Friseurin zu finden schien schier unmöglich. Die Geschäfte hatten nach wie vor geschlossen und während wir vieles online bestellen konnten (Christians Anzug, die Outfits für die Kinder, Schuhe, Schmuck, etc.), sagten uns die Ringe, die es im Internet gab nicht wirklich zu.

Über Instagram fand ich dann eine Goldschmiedin in Leipzig und schrieb ihr, ob es denn möglich wäre, dass sie unsere Ringe fertigt. Yes!! Sie sagte zu und wenige Tage später saßen wir mit Schutzmaske und riesigem Abstand in ihrem kleinen, zuckersüßen Atelier und probierten Ringe an. Aus Platin sollten unsere sein, robust und damit für die Ewigkeit und den täglichen Einsatz im Job und im Alltag. Schlussendlich wurden sie ganz anders, als wir geplant hatten. Wenn das Herz hüpft, dann ist es eben manchmal auch einfach egal, was die Vernunft sagt. Und so entschieden wir uns schlussendlich für zarte, filigrane Ringe in Gold, die mit einer Lasergravur versehen werden sollten. Ich war happy. Es fühlte sich richtig an. Nur die Zeit machte mir etwas Sorgen, waren es doch nur noch 2 Wochen bis zur Hochzeit. Aber Yvonne, die Goldschmiedin, meinte sie schafft das, also vertraute ich ihr da mal.

Noch 2 Wochen und es sah alles danach aus, dass wir allein heiraten müssten. Wir planten also eine freie Trauung. Wo, das stand auch schnell fest: An unserem Lieblingssee. Eine meiner Lieblings-Shooting-Locations und ein Ort, an dem Christian und ich schon viele schöne Stunden verbracht hatten. Wir baten unseren gemeinsamen Freund (und Verkuppler), dass er eine freie Trauung durchführen würde. So könnten wenigstens unsere Eltern mit viel Abstand an einer Trauung teilnehmen und die Kinder wären vielleicht auch dabei. Das klang gut. Aber der April sollte kalt werden. Bitterkalt. Aber egal, wir würden das einfach durchziehen. Die Tage vergingen und wir freundeten uns mit dem Gedanken der freien Trauung an. Bestellten Fackeln und dicke Jacken, bis ich dann die Nachrichten las. Was da stand konnte ich kaum glauben. „Unser See“ ist gesperrt. Wegen drohender Überschwemmungsgefahr, durfte man nicht mehr an den See. Aus der Traum unserer freien Trauung. Und zum ersten Mal war ich richtig traurig. Schlimm genug, dass hier alles schief geht, jetzt will auch noch eine drohende Naturkatastrophe unsere Hochzeit verhindern. Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Aber gut. Dann leben wir einfach mit der „kleinen Trauung im Standesamt“ und hoffen und beten, dass sich die Inzidenzwerte so weit verbessern, dass wenigstens unsere Eltern dabei sein könntn.  1 Woche vor der Hochzeit kam der Anruf vom Standesamt: „Sie können heiraten, aber nur allein. Und eine richtige Trauung machen wir auch nicht. Also keine Traurede, keine Musik, kein Kuss. Nur fix mit Maske unterschreiben und dann gehen sie wieder, ja?“. Uff… na toll. Eine schöne Vorstellung vom Beginn unserer Ehe. Ich war so langsam am verzweifeln, machte meinem Frust auf meinem Instagram-Kanal Luft und bekam so viele liebe Nachrichten und Tipps. Unter anderem mehrere Empfehlungen es doch nochmal im Leipziger Umland zu versuchen, denn da waren die Inzidenzwerte andere und demzufolge auch die Bestimmungen. Nicht, dass ich das nicht bereits tausendfach versucht hatte, aber wer weiß… vielleicht hatten wir ja doch Glück und es hat noch jemand abgesagt.

Und tatsächlich. Das Standesamt in Zwenkau hatte an unserem Jahrestag, in genau 1 Woche spontan frei. Und jetzt wurde es verrückt. Wir konnten dort nicht nur „normal“ heiraten, also indoor, mit Musik, Traurednerin, Ringtausch und Hochzeitskuss, sondern auch bis zu 13 Gäste mitnehmen. Wie genial war das denn bitte?? Einziges Problem: All unsere Unterlagen lagen beim Standesamt Leipzig, die dort wegzukriegen auf postalischem Weg, würde zu lange dauern. Was jetzt folgte war einfach nur noch anstrengend. Neben dem normalen Alltagschaos mit 2 Kindern, Hund und Job, meiner extremen Schwangerschaftsmüdigkeit und dem Tohuwabohu in meinem Kopf, fuhr ich wenige Stunden quer durch die Stadt, telefonierte mir das Ohr wund, um alle Dokumente von einem Standesamt ins andere zu verfrachten, brach nachdem das geschafft war kurz weinend und voller Glück zusammen, weil das nun bedeutete, dass meine Mama und unsere Kinder, ja sogar unsere engsten Freunde bei unserer Hochzeit dabei sein könnten. Was für eine schöne Vorstellung. Übers Wochenende suchten wir nach Musik und Deko für die Trauung im Standesamt, luden unsere engsten Freunde ein, stellten fest, dass Christians Fliege und Hosenträger in der falschen Farbe geliefert wurden, Belas Anzug nicht passte, sagten unserem Trauredner, dass er nicht mehr traureden durfte, weil das die Standesbeamtin nun übernehmen würde, fanden mithilfe einer Freundin tatsächlich eine Visagistin und Friseurin, die sich um meinen Dickschädel kümmern würde und so langsam kam tatsächlich soetwas wie Vorfreude auf.

Showdown

Es war Montag, noch 2 Tage bis zur Hochzeit am Mittwoch. Die Ringe waren noch nicht fertig, Christian bestellte mal eben per Express in einer Hamburger Manufaktur neue Fliegen und Hosenträger für sich und Bela, ich einen neuen Anzug für unseren Sohn und am Mittag saßen wir im Standesamt und besprachen die Traurede. Die nette Standesbeamtin bot uns dann an, nachdem wir unsere Geschichte erzählt hatten, dass unser lieber Freund vielleicht doch die Traurede halten würde… dann gab es eben zwei. Christian und ich strahlten über beide Ohren. Das würde uns unendlich viel bedeuten. Wir riefen ihn direkt an, um ihm die freudige Nachricht zu überbringen, da kam der nächste Dämpfer „Ich bin gerade auf dem Weg ins Krankenhaus… meine Mutter…“. Er sicherte uns zu, dass er kommen würde, aber konnte nicht versprechen, dass er in der Lage sein würde eine Rede zu halten. Völlig verständlich. Aber er würde da sein. Und das war entscheidend, denn er war derjenige, der mich zum „Altar“ bringen und an Christian überreichen würde. Ich habe keinen Vater, der das übernehmen könnte und dieser Mensch ist unser Fels in der Brandung, derejenige, der vor über 10 Jahren beschlossen hatte, dass Christian und ich füreinander geschaffen sind und uns kurzerhand gemeinsam an einen Tisch verfrachtete, um 2 Minuten später völlig plump zu sagen „Ach, Leute… war schön mit euch, ich muss leider los! Schönen Abend noch und viel Spaß miteinander!“ Ein sehr wichtiger Mensch also für uns. Egal wie, hauptsache er war da.

Alles schien also kurz wieder zu laufen, zumindest für wenige Stunden. Denn am Abend kamen 2 weitere unschöne Nachrichten. Mein Ring würde nicht rechtzeitig fertig werden und die Hochzeitsfotografin würde nicht zur Hochzeit kommen.

Verzweifelt schrieb ich eine meiner Mentoringteilnehmerinnen an, ob sie vielleicht in 2 Tagen unsere Hochzeit begleiten könnte, da sie neben den Hunden auch Hochzeiten fotografierte. Ich wartete sehnsüchtig auf Antwort.

Dienstag: Noch 1 Tag bis zur Hochzeit.

Meine Mädels überraschten mich mit einem „Jungesellinnenbrunch“ und ich versuchte mich auf die Tischgespräche zu konzentrieren, während ich auf Antwort von Hochzeitsfotografin Maria hoffte, sehnsüchtig auf die Zustellungsmeldungen der Post wartete und meinem nicht-fertigen-Ring hinterhertrauerte, den Christian am Nachmittag abholen sollte. Meine Mutter versuchte in der Zeit krampfhaft eine neue Hochzeitstorte zu organisieren, da diese nun ebenfalls abgesagt wurde und weinte sich die Augen aus dem Kopf, weil ihre Überraschung, die Sängerin auch noch absagte. Summa Summarum… ein guter Tag, der Tag vor unserer Hochzeit. Und so langsam stellte sich bei mir eine leichte „Leck-mich-am-A***“-Stimmung ein. Ich saß am Abend auf dem Sofa und dachte mir: „Also entweder soll es einfach nicht sein oder das ist unsere letzte große Prüfung!“. Und dann sah ich meinem zukünfitgen Mann in die Augen und wusste: Völlig egal, wie diese Hochzeit nun wird, das wichtigste ist doch das Ergebnis. Morgen werde ich die Ehefrau dieses wundervollen Menschen sein, unser drittes gemeinsames Kind wird als eheliches Kind auf die Welt kommen, die Hochzeit wird uns den Hausbau und die Finanzierung erleichtern, es ist einfach soooo so richtig!! Nichts kann uns davon abhalten. Und außerdem ist doch jetzt bereits alles schief gegangen, was soll denn noch passieren??? Ich nahm an, was war und akzeptierte, was kommen würde.

Von Maria erhielt ich kurze Zeit später die Zusage, sie war zwar ordentlich krank, hatte aber mittlerweile ihren negativen Coronatest und würde alle Hebel in Bewegung setzen, um am nächsten Tag bei uns sein zu können. Jetzt konnte doch wirklich nichts mehr schief gehen. Naja… vielleicht ein positiver Corona-Test von uns, witzelte ich und während Christian noch sagte „Beschrei es bitte nicht!“, klingelte mein Telefon. Die Visagistin. Sie musste ihren Sohn aus der Schule holen, weil bei ihm in der Klasse ein Mädchen positiv getestet wurde und steckt nun in Quarantäne. Und ich saß da, war ganz ruhig und hörte mich nur sagen: „Liebe Michi, du machst jetzt einen Schnelltest bei dir, deinem Mann und deinem Sohn. Und wenn die alle negativ sind, dann packst du morgen früh deine Sachen, kommst hier her und machst mir meine Haare! Und dann darfst du gern in Quarantäne gehen! Alles klar??“.

Die Tests waren negativ, ebenso wie unsere und ich ging schlafen. Jetzt wird alles gut. Ganz sicher. Und morgen wird ein toller Tag.

Mittwoch – 14.4.2021

Es ist Mittwoch früh, es ist eisekalt und regnet leicht. Mein erster Gedanke beim Aufstehen am Morgen: Na Gott sei Dank heiraten wir nicht am See… ich wäre sicher erfroren in meinem Kleid. Ich mache Frühstück für uns und die Kinder, wir wollten noch gemeinsam essen, bevor Christian sich gemeinsam mit unserem Sohn auf den Weg zu seinen Eltern macht und die Friseurin kommt. Ein kurzer Blick auf mein Handy und 2 verpasste Anrufe meiner Hochzeitsfotografin. Maria kommt aus Dresden, hat also gute 1,5 Stunden Fahrt vor sich und müsste eigentlich in einer halben Stunde hier sein. Ich höre die Sprachnachrichten ab, die sie mir geschickt hat und beginne leicht hysterisch zu lachen. „Mareike… es tut mir so leid, ich weiß nicht was ich tun soll!! Das Auto springt nicht an! Ich komme hier nicht weg!“

Ernsthaft?? Also, ich meine WIRKLICH JETZT??? Wir telefonieren kurz und Maria schafft es tatsächlich sich ein Ersatzauto zu besorgen und loszufahren, wird aber wahrscheinlich später kommen und erst zur Trauung da sein. Mir wurscht, hauptsache sie kommt :D. Tatsächlich ist sie anscheinend in doppelter Mopsgeschwindigkeit über die Autobahn geflogen, denn 1 Stunde später stand sie vor meiner Tür, strahlte mich mit ihren Augen, die über der Maske hervorlugten an und krächzte mit kranker Stimme „Ich bin da, alles wird gut!“.

Und so begann er… der wichtigste Tag meines Lebens und unser 10. Jahrestag.

 

Was lernen wir daraus?

„Das Leben ist das, was passiert, während du Pläne schmiedest!“

Ein herrlicher Spruch, der mich schon sehr lange verfolgt, aber noch nie so wahr war, wie in diesen ersten paar Monaten des Jahres 2021. Diese Hochzeit war längst überfällig. Ich denke Christian und ich hätten sie nicht gebraucht, wir wussten vom ersten Tag an, dass das was wir haben für immer sein würde. Aber irgendwann war es einfach an der Zeit und besonders mit 3 Kindern ist es durchaus auch vernünftig, irgendwann einmal „den Sack zuzumachen!“. Dass diese Hochzeit nun so aussehen würde, das ahnte wohl niemand. Sie war wirklich hart erkämpft. Zwischenzeitlich habe ich wirklich gezweifelt. Bin immer wieder an meine Grenzen gestoßen und dennoch über sie hinausgewachsen. Und ich habe gelernt. Ich habe gelernt, dass man alles schaffen kann, wenn man nur will und dass manche Dinge es wert sind für sie zu kämpfen. Nicht, dass ich das nicht auch schon vorher wusste, aber in dieser Zeit ist es mir doch noch einmal ganz anders bewusst geworden.

Trotz aller Hindernisse und Hürden, hatten wir einen wunderschönen Tag. Wir feierten im Trauzimmer des Standesamts mit 13 unserer engsten Freunde und Verwandten. Wir durften nach der Trauung sogar noch eine Stunde im Trauzimmer bleiben, gemeinsam anstoßen und unsere vielen so liebevoll ausgesuchten und gebastelten Geschenke entgegen zu nehmen. Dann löste sich unsere Hochzeitsgesellschaft auf. Wir fuhren mit Fotografin Maria zu „unserem“ See, der nun doch kurzfristig wieder geöffnet war und hatten ein wunderschönes Brautshooting. Zum Essen gabs anschließend kein großes Menü, sondern Pizza, aber meine Güte, war die lecker :D. Unsere Hochzeit war anders, als wir sie uns gewünscht hätten. Keine Feier, kein Tanz, im Gegenteil: um 20 Uhr schlief ich völlig erschöpft und allein auf dem Sofa ein, während Christian unsere Tochter ins Bett brachte und mit ihr zusammen einschlief. Und doch war diese Hochzeit besonders. Es war unser Tag, der Tag, an dem wir einmal mehr feststellten, wie sehr wir uns lieben und dass wir zueinander gehören. Ein Tag, an dem viel gelacht wurde, das ein oder andere Glückstränchen vergossen wurde und ich trotz aller Umstände echt gut aussah :D. Und sind wir mal ehrlich: Zumindest haben wir immer eine Menge zu erzählen, wenn uns mal jemand fragt, wie denn eigentlich unsere Hochzeit war.

 

Fotos????

Einblicke unserer Hochzeit und die zauberhaften Fotos von Maria Junge Fotografie gibt es bald in einem eigenen Blogpost. Denn der soll frei von Pannen und Pleiten sein, die haben wir nun hinter uns und wenn wir uns an unseren Hochzeitstag erinnern, dann nur an die vielen schönen Momente und Augenblicke, die ganz wertvoll für uns sind.