Unsere Hochzeit und der steinige Weg dahin

Unsere Hochzeit und der steinige Weg dahin

Als ich im September völlig unerwartet den Heiratsantrag von Christian bekam, hätte ich nicht daran geglaubt, dass wir bereits im April verheiratet sein würden. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet, zwischenzeitlich schon echt gezweifelt, ob er vielleicht einfach nicht will. Doch dann kam die Frage der Fragen und mit ihr die Auflösung meiner vielen Fragen, denn tatsächlich hat Christian es bereits ganz lange versucht, immer wieder Anträge geplant und irgendetwas kam schlussendlich dazwischen. Der größte Flop war dann wohl noch unsere Neuseelandreise, denn genau da wollte er wieder einen Versuch starten… Bis zur gewünschten Location haben wir es jedoch leider nicht mehr geschafft und mussten unsere Reise und damit mal wieder Christians Träume begraben. Aber am Ende sollte doch noch alles gut werden.

Wenn alles anders kommt, als man denkt

 

Aber zurück zum Anfang. Das Jahr 2021 begann relativ sang und klanglos. Wer hätte ahnen können, dass es in wenigen Wochen mehr als turbulent werden würde. Die Hochzeit war für den Sommer geplant, alle Anträge seit September bei der Stadt, aber aufgrund der Corona-Pandemie, dauerte die Bearbeitung eine gefühlte Ewigkeit.

Im Januar widmete ich mich hoch motiviert der Jahresplanung meines Unternehmens, stellte ein komplett neues Mentoring-Programm auf die Beine und launchte dieses Ende Januar, um wenige Stunden nach der Veröffentlichung festzustellen, dass die Übelkeit und der Schwindel anscheinend doch nichts mit der Aufregung des Launchs zu tun hatte. Kurze Zeit später, hielt ich einen positiven Schwangerschaftstest in der Hand und meine Pläne für 2021 gingen mal eben den Bach runter. Ein Schock… versteht mich nicht falsch… wir wollten immer 3 Kinder. Aber eigentlich erst, wenn das Haus steht und wir mehr Platz haben und unsere ersten 2 Kids etwas größer sind. Aber nun war da dieses Mäuschen und ich wusste von der ersten Sekunde an, dass es bleiben würde. Wer mir schon eine Weile folgt, der weiß sicher, dass wir neben unseren 2 Wundern, auch 5 Sternchen da oben haben. Bei Lanas Schwangerschaftsverkündung, habe ich darüber bereits geschrieben. Und jedes Mal wusste ich, ob da „wirklich jemand war“ oder nicht. Sowohl bei Béla, als auch bei Lana hatte ich vom ersten Moment an das Gefühl, dass da jemand ist und wusste demzufolge auch, dass sie bleiben werden und so war es dann auch. Genau dieses Gefühl hatte ich jetzt, bereits vor dem Schwangerschaftstest, als mir am Morgen in den Sinn kam, dass mir jetzt schon recht lange übel ist. Und es sollte mich nicht täuschen.

Mittlerweile bin ich im 6. Monat schwanger und das kleine Mäuschen wächst und gedeiht in meinem kugelrunden Bauch.

Aber zurück zum Thema Hochzeit: Das war nämlich vorerst aus meinem Kopf völlig verschwunden. Ich hatte auf einmal so vieles im Kopf, dass ich gar nicht mehr wusste was ich zuerst machen soll. Während die Buchungen für die 12-Monats-Intensivmentorings eintrudelten, dachte ich nur „Wie zur Hölle soll ich die Leute denn 12 Monate betreuen, wenn ich zwischendrin ein Baby bekomme???“. „Wo soll denn bitte in unserer kleinen 3-Raum-Wohnung noch ein 3. Kind Platz finden?“. „Renne ich dann ab Herbst mit einem Neugeborenen permanent zur Baustelle, wenn es mit dem Hausbau losgeht?“. „Was mache ich mich den bereits gebuchten Herbstshootings??“. Sorry, liebe Hochzeit. Aber für dich war in meinem Kopf einfach gerade kein Platz mehr.

Jetzt oder nie

 

Zumindest bis an einem Montag Mitte März mein Telefon klingelte. Ich ging ran und hatte die nette Dame vom Standesamt am Telefon. Diese teilte mir relativ kurz und bündig mit, dass unsere Hochzeit in diesem Jahr nicht stattfinden wird, weil alle unsere Wunschtermine bereits belegt sind. Corona sei Dank, hatten sich im letzten Jahr viele Hochzeiten verschoben und mussten nun zusätzlich zu den bereits angemeldeten nachgeholt werden. Auch im nächsten Jahr, also 2022, waren unsere Wunschtermine im Sommer bereits weg. Anbieten könnte sie mir jetzt Termine frühestens ab Oktober 2022. Ich stand wie die Axt im Wald. Ernsthaft jetzt???

Ihre Frage „Na Frau Konrad, was machen wir denn jetzt? Wollen sie denn überhaupt noch heiraten??“ fand ich dann auch noch ziemlich nett. Anscheinend war die Trennungsrate der Hochzeitswilligen während des Lockdowns ordentlich in die Höhe geschnellt. „Ja! Danke der Nachfrage! Ich habe nicht vor mir irgendwann einen neuen Mann suchen zu müssen! Ich mag meinen eigentlich ganz gern!“, antwortete ich leicht genervt. Darauf fragte sie mich, ob sie denn nun nach uns wichtigen Daten nochmal schauen sollte oder nicht. Ich nannte ihr erneut unsere 2 Wunschdaten und erwähnte, dass wir am 14. April unseren Jahrestag hatten. „14.4.??“, ging es am anderen Ende der Leitung. „Na da haben wir 2023 doch Glück! … Hmmm… oder, warten sie mal kurz… ich scrolle mal eben hoch. Ach, na oder 2021, also, quasi in 4 Wochen. Da hätte ich 10:30 Uhr noch einen Termin frei, wollen sie den?“ – Und ich so: “ … … … „

Naja… lange Rede kurzer Sinn, ich erbat einen Tag Bedenkzeit und sagte am nächsten Morgen zu. 4 Wochen hatten wir nun Zeit unsere Hochzeit zu planen. Erst nach der Zusage erkannte ich, wie schwierig das sein würde, immerhin befanden wir uns mitten im Lockdown. Kein Brautmodengeschäft hatte offen, kein Juwelier, woher sollten wir dann all das „Hochzeitszeug“ kriegen?

Ich klemmte mich also am Dienstag, wenige Stunden nach der Zusage, hinter den Laptop, um nach Onlineanbietern für Hochzeitskleider zu recherchieren. Lieferzeiten: Fast überall 6 Wochen. Außer bei den Billiganbietern, da gings schneller. Die Kleider kamen zum Großteil aus China und waren anscheinend für Frauen konzipiert, die die 1,60m nicht überstiegen. Da stand ich mit meinen 1,81m Körpergröße da wie Max in der Sonne.

So ging das also schon mal nicht. Also schaute ich auf den einschlägigen Gebrauchtportalen nach, was dort so angeboten wurde. Ich scrollte eeeeeeewig… Immer wenn mir ein Kleid s halbwegs gefiel und ich es anklickte stand da „Ich bin 1,64m groß und trage im Normalfall Größe 40.“ oder so ähnlich. Und dann war da auf einmal dieses schmal geschnittene Kleid, an der recht groß aussehenden Frau. Ich klickte es an und da stand och tatsächlich „Ich bin 1,82m groß, trage Kleidergröße 36 und war zum Zeitpunkt der Hochzeit im 5. Monat schwanger!“. Wie krass ist das denn bitte?? Direkt gescreenshotet und an meine Mädels und die Mama geschickt, um ein Feedback zu bekommen. Und alle meinten: Klar, bestell das, vielleicht hast du ja Glück. Ich zögerte noch kurz. Soll ich mir ein Kleid schicken lassen, was dann vielleicht überhaupt nicht passt und mir auch nicht gefällt? Im Fernsehen geht das doch irgendwie immer anders, mit viel Anprobieren und so. Meine Mutter war auch suuuuuper begeistert. Sie hatte sich bereits mit einem Gläschen Sekt im Brautmodengeschäft gesehen, den Moment erwartend, an dem ihre Tochter wie eine Prinzessin gekleidet den Laufsteg betritt und bei ihr die Tränchen kullern, um dann sagen zu können „Ja! Das ist dein Kleid!“. Die Ebay-Kleinanzeigen-Gebraucht-Variante schien ihr nicht wirklich passend.

Ich schaute also nach, wo die Dame, die das Kleid verkaufte wohnte. Vielleicht kann man ja doch mal vorher hinfahren und anprobieren. Insgeheim rechnete ich mit Städten wie Berlin, Hamburg oder München, aber was stand da? Leipzig! 1,2km entfernt. Das gibts doch nicht! Sollte das Schicksal sein? Ich schrieb ihr sofort, vereinbarte am nächsten Tag einen Termin zum Anprobieren und damit war die Sache geritzt. Ich stand also am Mittwoch in einem kleinen Kinderzimmer auf einem Autobahnteppich und probierte mein Brautkleid an. Ich wusste in dem Moment, als ich es sah bereits, dass es das sein würde. Ein Schnäppchen und es passte super. Die Länge war perfekt, das Kleid wunderschön, nur am Platz war noch etwas Luft, aber den würde unser Baby in den verbleibenden Wochen schon noch füllen. Das war ein Zeichen, ganz sicher. Zum Schnäppchenpreis von 150 EUR kaufte ich das Kleid, das ursprünglich mal knapp 2000 EUR gekostet hatte der netten jungen Frau ab, packte es ein und nahm es mit zu meiner Mama. Dort musste ich sofort wieder hineinschlüpfen und auch wenn ich da in Socken in ihrem Wohnzimmer stand: Da war er, der Tüll und Tränen-Moment. Mit wenig Tüll, aber ein paar Tränchen. Das Kleid war also abgesegnet. Eine befreundete Schneiderin meiner Mama sollte sich dann um die wenigen Änderungen kümmern, die vorzunehmen waren. Das wichtigste hatten wir also. Dann schaffen wir den Rest auch noch.

So sah das dann aus, als ich im Brautkleid bei meiner Mama im Wohnzimmer stand. Noch etwas ungläubig und meine Mama mindestens genauso überfordert, wie ich, wie man an ihrem Finger auf der Linse unschwer erkennen kann :D.

 

Wenn einfach alles schief geht

 

Ich war also motiviert, dass wir diese Hochzeit tatsächlich über die Bühne kriegen und auch zuversichtlich, dass sie ganz schön wird. Aber die nächsten Wochen stellten uns wirklich vor eine harte Probe. Permanent änderten sich die Corona-Bestimmungen und damit auch unsere Pläne. Von 10 Gästen, bis ganz allein heiraten, war alles dabei. Wir luden unsere wichtigsten Menschen ein und wieder aus. Diese nahmen sich Urlaub, um dann doch wieder abzusagen. Es war ein furchtbares Hin und Her. Eine Friseurin zu finden schien schier unmöglich. Die Geschäfte hatten nach wie vor geschlossen und während wir vieles online bestellen konnten (Christians Anzug, die Outfits für die Kinder, Schuhe, Schmuck, etc.), sagten uns die Ringe, die es im Internet gab nicht wirklich zu.

Über Instagram fand ich dann eine Goldschmiedin in Leipzig und schrieb ihr, ob es denn möglich wäre, dass sie unsere Ringe fertigt. Yes!! Sie sagte zu und wenige Tage später saßen wir mit Schutzmaske und riesigem Abstand in ihrem kleinen, zuckersüßen Atelier und probierten Ringe an. Aus Platin sollten unsere sein, robust und damit für die Ewigkeit und den täglichen Einsatz im Job und im Alltag. Schlussendlich wurden sie ganz anders, als wir geplant hatten. Wenn das Herz hüpft, dann ist es eben manchmal auch einfach egal, was die Vernunft sagt. Und so entschieden wir uns schlussendlich für zarte, filigrane Ringe in Gold, die mit einer Lasergravur versehen werden sollten. Ich war happy. Es fühlte sich richtig an. Nur die Zeit machte mir etwas Sorgen, waren es doch nur noch 2 Wochen bis zur Hochzeit. Aber Yvonne, die Goldschmiedin, meinte sie schafft das, also vertraute ich ihr da mal.

Noch 2 Wochen und es sah alles danach aus, dass wir allein heiraten müssten. Wir planten also eine freie Trauung. Wo, das stand auch schnell fest: An unserem Lieblingssee. Eine meiner Lieblings-Shooting-Locations und ein Ort, an dem Christian und ich schon viele schöne Stunden verbracht hatten. Wir baten unseren gemeinsamen Freund (und Verkuppler), dass er eine freie Trauung durchführen würde. So könnten wenigstens unsere Eltern mit viel Abstand an einer Trauung teilnehmen und die Kinder wären vielleicht auch dabei. Das klang gut. Aber der April sollte kalt werden. Bitterkalt. Aber egal, wir würden das einfach durchziehen. Die Tage vergingen und wir freundeten uns mit dem Gedanken der freien Trauung an. Bestellten Fackeln und dicke Jacken, bis ich dann die Nachrichten las. Was da stand konnte ich kaum glauben. „Unser See“ ist gesperrt. Wegen drohender Überschwemmungsgefahr, durfte man nicht mehr an den See. Aus der Traum unserer freien Trauung. Und zum ersten Mal war ich richtig traurig. Schlimm genug, dass hier alles schief geht, jetzt will auch noch eine drohende Naturkatastrophe unsere Hochzeit verhindern. Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Aber gut. Dann leben wir einfach mit der „kleinen Trauung im Standesamt“ und hoffen und beten, dass sich die Inzidenzwerte so weit verbessern, dass wenigstens unsere Eltern dabei sein könntn.  1 Woche vor der Hochzeit kam der Anruf vom Standesamt: „Sie können heiraten, aber nur allein. Und eine richtige Trauung machen wir auch nicht. Also keine Traurede, keine Musik, kein Kuss. Nur fix mit Maske unterschreiben und dann gehen sie wieder, ja?“. Uff… na toll. Eine schöne Vorstellung vom Beginn unserer Ehe. Ich war so langsam am verzweifeln, machte meinem Frust auf meinem Instagram-Kanal Luft und bekam so viele liebe Nachrichten und Tipps. Unter anderem mehrere Empfehlungen es doch nochmal im Leipziger Umland zu versuchen, denn da waren die Inzidenzwerte andere und demzufolge auch die Bestimmungen. Nicht, dass ich das nicht bereits tausendfach versucht hatte, aber wer weiß… vielleicht hatten wir ja doch Glück und es hat noch jemand abgesagt.

Und tatsächlich. Das Standesamt in Zwenkau hatte an unserem Jahrestag, in genau 1 Woche spontan frei. Und jetzt wurde es verrückt. Wir konnten dort nicht nur „normal“ heiraten, also indoor, mit Musik, Traurednerin, Ringtausch und Hochzeitskuss, sondern auch bis zu 13 Gäste mitnehmen. Wie genial war das denn bitte?? Einziges Problem: All unsere Unterlagen lagen beim Standesamt Leipzig, die dort wegzukriegen auf postalischem Weg, würde zu lange dauern. Was jetzt folgte war einfach nur noch anstrengend. Neben dem normalen Alltagschaos mit 2 Kindern, Hund und Job, meiner extremen Schwangerschaftsmüdigkeit und dem Tohuwabohu in meinem Kopf, fuhr ich wenige Stunden quer durch die Stadt, telefonierte mir das Ohr wund, um alle Dokumente von einem Standesamt ins andere zu verfrachten, brach nachdem das geschafft war kurz weinend und voller Glück zusammen, weil das nun bedeutete, dass meine Mama und unsere Kinder, ja sogar unsere engsten Freunde bei unserer Hochzeit dabei sein könnten. Was für eine schöne Vorstellung. Übers Wochenende suchten wir nach Musik und Deko für die Trauung im Standesamt, luden unsere engsten Freunde ein, stellten fest, dass Christians Fliege und Hosenträger in der falschen Farbe geliefert wurden, Belas Anzug nicht passte, sagten unserem Trauredner, dass er nicht mehr traureden durfte, weil das die Standesbeamtin nun übernehmen würde, fanden mithilfe einer Freundin tatsächlich eine Visagistin und Friseurin, die sich um meinen Dickschädel kümmern würde und so langsam kam tatsächlich soetwas wie Vorfreude auf.

Showdown

Es war Montag, noch 2 Tage bis zur Hochzeit am Mittwoch. Die Ringe waren noch nicht fertig, Christian bestellte mal eben per Express in einer Hamburger Manufaktur neue Fliegen und Hosenträger für sich und Bela, ich einen neuen Anzug für unseren Sohn und am Mittag saßen wir im Standesamt und besprachen die Traurede. Die nette Standesbeamtin bot uns dann an, nachdem wir unsere Geschichte erzählt hatten, dass unser lieber Freund vielleicht doch die Traurede halten würde… dann gab es eben zwei. Christian und ich strahlten über beide Ohren. Das würde uns unendlich viel bedeuten. Wir riefen ihn direkt an, um ihm die freudige Nachricht zu überbringen, da kam der nächste Dämpfer „Ich bin gerade auf dem Weg ins Krankenhaus… meine Mutter…“. Er sicherte uns zu, dass er kommen würde, aber konnte nicht versprechen, dass er in der Lage sein würde eine Rede zu halten. Völlig verständlich. Aber er würde da sein. Und das war entscheidend, denn er war derjenige, der mich zum „Altar“ bringen und an Christian überreichen würde. Ich habe keinen Vater, der das übernehmen könnte und dieser Mensch ist unser Fels in der Brandung, derejenige, der vor über 10 Jahren beschlossen hatte, dass Christian und ich füreinander geschaffen sind und uns kurzerhand gemeinsam an einen Tisch verfrachtete, um 2 Minuten später völlig plump zu sagen „Ach, Leute… war schön mit euch, ich muss leider los! Schönen Abend noch und viel Spaß miteinander!“ Ein sehr wichtiger Mensch also für uns. Egal wie, hauptsache er war da.

Alles schien also kurz wieder zu laufen, zumindest für wenige Stunden. Denn am Abend kamen 2 weitere unschöne Nachrichten. Mein Ring würde nicht rechtzeitig fertig werden und die Hochzeitsfotografin würde nicht zur Hochzeit kommen.

Verzweifelt schrieb ich eine meiner Mentoringteilnehmerinnen an, ob sie vielleicht in 2 Tagen unsere Hochzeit begleiten könnte, da sie neben den Hunden auch Hochzeiten fotografierte. Ich wartete sehnsüchtig auf Antwort.

Dienstag: Noch 1 Tag bis zur Hochzeit.

Meine Mädels überraschten mich mit einem „Jungesellinnenbrunch“ und ich versuchte mich auf die Tischgespräche zu konzentrieren, während ich auf Antwort von Hochzeitsfotografin Maria hoffte, sehnsüchtig auf die Zustellungsmeldungen der Post wartete und meinem nicht-fertigen-Ring hinterhertrauerte, den Christian am Nachmittag abholen sollte. Meine Mutter versuchte in der Zeit krampfhaft eine neue Hochzeitstorte zu organisieren, da diese nun ebenfalls abgesagt wurde und weinte sich die Augen aus dem Kopf, weil ihre Überraschung, die Sängerin auch noch absagte. Summa Summarum… ein guter Tag, der Tag vor unserer Hochzeit. Und so langsam stellte sich bei mir eine leichte „Leck-mich-am-A***“-Stimmung ein. Ich saß am Abend auf dem Sofa und dachte mir: „Also entweder soll es einfach nicht sein oder das ist unsere letzte große Prüfung!“. Und dann sah ich meinem zukünfitgen Mann in die Augen und wusste: Völlig egal, wie diese Hochzeit nun wird, das wichtigste ist doch das Ergebnis. Morgen werde ich die Ehefrau dieses wundervollen Menschen sein, unser drittes gemeinsames Kind wird als eheliches Kind auf die Welt kommen, die Hochzeit wird uns den Hausbau und die Finanzierung erleichtern, es ist einfach soooo so richtig!! Nichts kann uns davon abhalten. Und außerdem ist doch jetzt bereits alles schief gegangen, was soll denn noch passieren??? Ich nahm an, was war und akzeptierte, was kommen würde.

Von Maria erhielt ich kurze Zeit später die Zusage, sie war zwar ordentlich krank, hatte aber mittlerweile ihren negativen Coronatest und würde alle Hebel in Bewegung setzen, um am nächsten Tag bei uns sein zu können. Jetzt konnte doch wirklich nichts mehr schief gehen. Naja… vielleicht ein positiver Corona-Test von uns, witzelte ich und während Christian noch sagte „Beschrei es bitte nicht!“, klingelte mein Telefon. Die Visagistin. Sie musste ihren Sohn aus der Schule holen, weil bei ihm in der Klasse ein Mädchen positiv getestet wurde und steckt nun in Quarantäne. Und ich saß da, war ganz ruhig und hörte mich nur sagen: „Liebe Michi, du machst jetzt einen Schnelltest bei dir, deinem Mann und deinem Sohn. Und wenn die alle negativ sind, dann packst du morgen früh deine Sachen, kommst hier her und machst mir meine Haare! Und dann darfst du gern in Quarantäne gehen! Alles klar??“.

Die Tests waren negativ, ebenso wie unsere und ich ging schlafen. Jetzt wird alles gut. Ganz sicher. Und morgen wird ein toller Tag.

Mittwoch – 14.4.2021

Es ist Mittwoch früh, es ist eisekalt und regnet leicht. Mein erster Gedanke beim Aufstehen am Morgen: Na Gott sei Dank heiraten wir nicht am See… ich wäre sicher erfroren in meinem Kleid. Ich mache Frühstück für uns und die Kinder, wir wollten noch gemeinsam essen, bevor Christian sich gemeinsam mit unserem Sohn auf den Weg zu seinen Eltern macht und die Friseurin kommt. Ein kurzer Blick auf mein Handy und 2 verpasste Anrufe meiner Hochzeitsfotografin. Maria kommt aus Dresden, hat also gute 1,5 Stunden Fahrt vor sich und müsste eigentlich in einer halben Stunde hier sein. Ich höre die Sprachnachrichten ab, die sie mir geschickt hat und beginne leicht hysterisch zu lachen. „Mareike… es tut mir so leid, ich weiß nicht was ich tun soll!! Das Auto springt nicht an! Ich komme hier nicht weg!“

Ernsthaft?? Also, ich meine WIRKLICH JETZT??? Wir telefonieren kurz und Maria schafft es tatsächlich sich ein Ersatzauto zu besorgen und loszufahren, wird aber wahrscheinlich später kommen und erst zur Trauung da sein. Mir wurscht, hauptsache sie kommt :D. Tatsächlich ist sie anscheinend in doppelter Mopsgeschwindigkeit über die Autobahn geflogen, denn 1 Stunde später stand sie vor meiner Tür, strahlte mich mit ihren Augen, die über der Maske hervorlugten an und krächzte mit kranker Stimme „Ich bin da, alles wird gut!“.

Und so begann er… der wichtigste Tag meines Lebens und unser 10. Jahrestag.

 

Was lernen wir daraus?

„Das Leben ist das, was passiert, während du Pläne schmiedest!“

Ein herrlicher Spruch, der mich schon sehr lange verfolgt, aber noch nie so wahr war, wie in diesen ersten paar Monaten des Jahres 2021. Diese Hochzeit war längst überfällig. Ich denke Christian und ich hätten sie nicht gebraucht, wir wussten vom ersten Tag an, dass das was wir haben für immer sein würde. Aber irgendwann war es einfach an der Zeit und besonders mit 3 Kindern ist es durchaus auch vernünftig, irgendwann einmal „den Sack zuzumachen!“. Dass diese Hochzeit nun so aussehen würde, das ahnte wohl niemand. Sie war wirklich hart erkämpft. Zwischenzeitlich habe ich wirklich gezweifelt. Bin immer wieder an meine Grenzen gestoßen und dennoch über sie hinausgewachsen. Und ich habe gelernt. Ich habe gelernt, dass man alles schaffen kann, wenn man nur will und dass manche Dinge es wert sind für sie zu kämpfen. Nicht, dass ich das nicht auch schon vorher wusste, aber in dieser Zeit ist es mir doch noch einmal ganz anders bewusst geworden.

Trotz aller Hindernisse und Hürden, hatten wir einen wunderschönen Tag. Wir feierten im Trauzimmer des Standesamts mit 13 unserer engsten Freunde und Verwandten. Wir durften nach der Trauung sogar noch eine Stunde im Trauzimmer bleiben, gemeinsam anstoßen und unsere vielen so liebevoll ausgesuchten und gebastelten Geschenke entgegen zu nehmen. Dann löste sich unsere Hochzeitsgesellschaft auf. Wir fuhren mit Fotografin Maria zu „unserem“ See, der nun doch kurzfristig wieder geöffnet war und hatten ein wunderschönes Brautshooting. Zum Essen gabs anschließend kein großes Menü, sondern Pizza, aber meine Güte, war die lecker :D. Unsere Hochzeit war anders, als wir sie uns gewünscht hätten. Keine Feier, kein Tanz, im Gegenteil: um 20 Uhr schlief ich völlig erschöpft und allein auf dem Sofa ein, während Christian unsere Tochter ins Bett brachte und mit ihr zusammen einschlief. Und doch war diese Hochzeit besonders. Es war unser Tag, der Tag, an dem wir einmal mehr feststellten, wie sehr wir uns lieben und dass wir zueinander gehören. Ein Tag, an dem viel gelacht wurde, das ein oder andere Glückstränchen vergossen wurde und ich trotz aller Umstände echt gut aussah :D. Und sind wir mal ehrlich: Zumindest haben wir immer eine Menge zu erzählen, wenn uns mal jemand fragt, wie denn eigentlich unsere Hochzeit war.

 

Fotos????

Einblicke unserer Hochzeit und die zauberhaften Fotos von Maria Junge Fotografie gibt es bald in einem eigenen Blogpost. Denn der soll frei von Pannen und Pleiten sein, die haben wir nun hinter uns und wenn wir uns an unseren Hochzeitstag erinnern, dann nur an die vielen schönen Momente und Augenblicke, die ganz wertvoll für uns sind.

Bolonka Zwetna Kalle | Welpenfotoshooting im Regen

Bolonka Zwetna Kalle | Welpenfotoshooting im Regen

was tun wir eigentlich, wenn es regnet??

 

Das ist definitiv eine der am häufigsten gestellte Frage vor einem Fotoshooting. Ich bin ehrlich… Ich mag es nicht abhängig zu sein. Deshalb bin ich schließlich selbstständig geworden. Und doch gibt es immer wieder Dinge, die man nicht planen kann… wie zum Beispiel das Wetter. Als ich Mitte Oktober von Kalles Besitzern die erste Mail bekam wusste ich, jetzt muss es schnell gehen. Für Welpenfotoshootings und Regenbogenfotoshootings halte ich mir ja jeden Monat ein paar Tage offen, denn die können einfach nicht warten. Und so legten wir bereits eine Woche später den Termin für unser Fotoshooting fest. Die Vorfreude war riesig… so ein kleiner Welpe, der lässt mein Herz doch immer nochmal ganz hoch hüpfen. Tja… und dann kam der große Tag und es regnete in Strömen. Wir verschoben also das Shooting auf den Ausweichtermin. Auch dieser Tag kam und ich stand morgens auf, öffnete die Jalousien, und? Genau… es regnete. Wir telefonierten also erneut, aber dieses Mal beschlossen wir es einfach zu versuchen. Es wäre nicht das erste Mal, dass ich im Regen fotografiere und erfahrungsgemäß sieht man das den Bildern im Nachhinein gar nicht an.

lasset die spiele beginnen

 

Wir trafen uns am 31. Oktober 2020 an einer meiner absoluten Lieblingslocations. Wer schon mal ein Coaching oder einen Workshop bei mir hatte, der kennt sie vielleicht. Den Leipziger Palmengarten. Besonders für Welpen ist es hier super, weil wir keine weiten Strecken laufen müssen und auf kleinstem Raum die unterschiedlichsten Locations und Dekoelemente finden. Dicke Regenwolken zierten den Himmel und es nieselte leicht. Ich beschloss also zuerst einen Untergrund zu wählen, der nicht allzu schlammig und matschig ist, damit der kleine Kalle nicht so schnell schmutzig wird. Wir fanden diesen herrlichen breiten Mauervorsprung und ich ging mit Kalle auf Tuchfühlung. Ist er nicht ein absoluter Herzensbrecher? Ich hätte ihn auffressen können.

Der Regen wurde stärker und so schlug ich vor die ersten Kuschelfotos mit Kalles Besitzern zu machen. Kalles Frauchen hatte einen so schönen hellen Pullover an, der so toll zu den Farben des Spätherbsts passte und für freundliche Stimmung vor den dunklen Regenwolken sorgte. Aber ich wusste auch, dass Kalles Pfötchen höchstwahrscheinlich in wenigen Minuten nass und schlammig sein würden und dann überall kleine Pfotenabdrücke auf dem schönen hellen Pullover sein würden. Deshalb zog ich die Kuschelbilder vor. Hauptsache wir haben etwas im Kasten, bevor der Nieselregen zum Starkregen wird, man weiß schließlich nie…

Und was darf bei keinem Welpenfotoshooting fehlen?? Ja richtig… ein paar tolle Flitzefotos!!!! Also freie Bahn! Hier kommt Kurt… äääh Kalle!! Wer genau hinschaut sieht sogar die vielen kleinen Regentropfen, die um Kalle herum vom Himmel fallen.

Zwischendrin gab es natürlich immer wieder Leckerli… wer so toll modelt, hat sich das auch redlich verdient.

 

Anschließend ein kurzer Stopp im Blumenbeet…

 

Und dann ab unter den Rosengang, um wenigstens etwas regengeschützt zu sein.

 

Mittlerweile war Kalle wirklich klatschnass… also natürlich nicht nur er, sondern auch wir Zweibeiner. Und anstatt sich Sorgen um die teure Technik zu machen, dachten wir alle drei nur „Ach der arme Kerl, der friert sicher!“ :D.
Also beschlossen wir noch ein paar Kuschelfotos zu machen, damit der kleine Kerl sich etwas aufwärmen konnte und dann sollte es das gewesen sein. Und dabei sind so viele schöne und innige Bilder entstanden, dass sich Kalles Besitzer kaum entscheiden konnten. Ich finde es ja total verständlich :D. Wie gut, dass sie einfach alle genommen haben :D.

Im Endeffekt war Kalles Welpenfotoshooting eines der kürzesten meiner bisherigen Laufbahn. Nach einer knappen halben Stunde trollten wir uns pitschnass aus dem Palmengarten und dennoch haben wir es geschafft in der kurzen Zeit so viele tolle und auch unterschiedliche Bilder zu schaffen. Ich bin wahnsinnig stolz, nicht nur auf mich, sondern auch auf Kalles Besitzer, die mit so viel Liebe und Herzlichkeit mit Kalle umgehen und ihn für alles motivieren konnten, was wir von ihm verlangten.

Die Bildauswahl fand dann ein paar Tage später in meinem Atelier statt und ich habe mich tierisch gefreut, dass auch Kalle dabei war. Ganz artig knabberte er eine gefühlte Ewigkeit an seiner Kaustange, während Frauchen und Herrchen furchtbar wichtige Entscheidungen trafen. Nämlich wie sie die „Baby-Kalle-Regen-Fotos“ verewigen wollten.

Schlussendlich entschieden sie sich für eine meiner Massivholzcollagen und eine Dreierkombination aus hängenden Holzblöcken für die Wand, sowie den obligatorischen kleinen Schatz für die Familie. Und ich finde das war eine großartige Wahl und ist eine tolle Erinnerung an Kalles Welpenzeit. 

2020 – Mein Jahresrückblick

2020 – Mein Jahresrückblick

2020 – was für ein Jahr. Mal ganz abgesehen von der ganzen Pandemiegeschichte, habe ich mir nun einmal die Zeit genommen, um zu reflektieren, was in den letzten Monaten bei mir so passiert ist. Und wie jedes Jahr bin ich total überrascht, wie viel das doch ist. Ich kann nur jedem empfehlen sich mal für ein paar Minuten hinzusetzen und Monat für Monat aufzuschreiben, was man alles gemacht, erlebt, gelernt oder gesehen hat. Denn jetzt gerade, wo ich diese Gedanken und die vielen Erlebnisse des letzten Jahres runterschreibe, fühle ich eine so tiefe Dankbarkeit, schwelge in Erinnerungen und bin einfach nur gespannt, was das nächste Jahr für mich bereithalten wird.

 

Januar

 

Aber zurück zum Anfang. Das Jahr begann wie gewohnt kalt und regnerisch. Ich erinnere mich noch gut, dass nach den Feiertagen keiner so richtig zurück in den Alltag wollte. Ich war damals ziemlich unzufrieden. Mit mir, weil ich nicht so arbeiten konnte, wie ich wollte. Immerhin war ich noch mitten in der Elternzeit, ein kleines Baby, dass gefühlt den ganzen Tag an mir klebte und mein kleiner Sohn, der sich in der Kita so überhaupt nicht wohl fühlte. Ich war also irgendwie hin- und hergerissen. Zwischen: „Ich werde zuhause gebraucht!“ und „Ich muss endlich mal raus!“. Ich wollte endlich wieder produktiv sein, hatte so viel vor, steckte mitten im Rebranding, alles musste neu gemacht werden und ich hatte für nichts Zeit. Das Schönste in diesen Tagen war der Babyschwimmkurs, den ich mit Lana gemacht habe. Einfach mal an nichts denken, nur die Zeit mit meiner Kleinen genießen.

Und dann kam das Highlight des Monats. Erneut durfte ich zum Elos-Event nach Idstein reisen und als Speaker und Portfolio-Reviewer (ist das eigentlich ein Wort??) wieder vielen tollen Fotografen begegnen. Endlich war da mal wieder nur ich und meine Arbeit, so viel tolles Feedback und meine Güte, was hatten wir Spaß!!! Und eine große Überraschung durfte ich ja auch lüften: Die Tatsache, dass das größte Tierfotografen-Networking-Event von nun an nach Leipzig ziehen wird und ich der neue Gastgeber bin. In Gedanken plante ich schon das Event, hörte mir all die vielen Vorschläge und Wünsche an… tja… und heute sitze ich hier und weiß, dass dieses Event nach so vielen Monaten der Planung im nächsten Jahr nicht stattfinden wird. Also schnell weiter in den Februar… bevor ich schlechte Laune bekomme 😉.

Februar

 

Der Februar stand ganz im Zeichen der Veränderung. Endlich war alles fertig und mein Business erstrahlte in ganz neuem Glanz. Ich vollzog ein komplettes Rebranding. Logo, Webseite, sämtliche Marketingmaterialien, die Visitenkarten, Flyer, Verpackungsmaterialien und und und… alles war frisch designed und neu und ich fand es soooooo schön, war so super stolz auf alles. Und wenn ich nicht arbeitete plante ich unser Abenteuer. Denn am 1. März sollte sich mein größter Traum erfüllen. Mit Kind und Kegel um die halbe Welt, bis nach Neuseeland. Ich hatte also die Wochen vor der Abreise alle Hände voll zu tun damit alle Dokumente zu beantragen, die Reiseroute zu perfektionieren und herauszubekommen wie zur Hölle ich sowohl Sommer-, als auch Winter- und Übergangssachen für 4 Personen in die 20kg Koffer kriegen sollte. Was nimmt man mit, was bleibt hier? Was wenn etwas fehlt? Was ist wichtig und was nicht? Ich sags euch, ich habe seitdem definitiv ein paar graue Haare mehr :D.

März

Und dann war er da… der Tag der Tage. Wir starteten unsere große Reise und ich war so unglaublich aufgeregt. Wieviel mir diese Reise bedeutete und warum Neuseeland für mich etwas ganz besonderes war, das habe ich kurz vorm Abflug in diesem Blogpost geschrieben. Wir waren mehr als 46 Stunden unterwegs, bis wir endlich unser Ziel erreichten. Und was soll ich sagen, ich habe mir den langen Flug wesentlich schlimmer vorgestellt. Die Kinder waren super lieb, haben den größten Teil der Reise verschlafen und waren dementsprechend fit, als wir endlich in Christchurch landeten.

 Was dann folgte waren die schönsten und unglaublichsten Tage meines Lebens. Noch heute bin ich völlig verzaubert von der Schönheit Neuseelands. Die Natur ist einzigartig, die Menschen so herzlich und freundlich, ich verstehe jetzt, warum so viele Leute sagen, es ist das schönste Land der Welt. Mit dem Camper fuhren wir 3 Wochen lang durch den Süden des Landes. Für einen Reisebericht ist dieser Jahresrückblick leider nicht gemacht, der würde dann nämlich aus allen Nähten platzen, aber ein paar Eindrücke gibt es natürlich trotzdem.

Während unserer Reise, spitzte sich die Coronalage weltweit weiter zu. In Europa herrschte Ausnahmezustand, während in Neuseeland noch alles gut war. Wir dachten wirklich, wir könnten alles dort aussitzen, hatten sogar bereits mit den Planungen begonnen länger zu bleiben, falls es zum Lockdown kommen sollte und wir nicht mehr nach hause könnten. Und dann war er da, der erste Corona-Infizierte in Neuseeland. Und schnell auch der Zweite und der Dritte. Und das Land tat, was es tun musste.

Ich werde diesen Tag niemals vergessen. Wir rechneten wirklich mit allem, Lockdown, länger bleiben, dass es teuer werden würde und etwas ungewiss für uns, aber dass alle Urlauber innerhalb der nächsten 24 Stunden das Land verlassen sollten, das traf uns wie ein Schlag, waren wir doch gerade mitten im Nirgendwo. Wir fuhren zurück nach Christchurch und mussten uns dort im Rückholprogramm der Bundesregierung registrieren. Was nun folgte war für uns wirklich das ganze Gegenteil von dem, was wir uns erträumt hatten. Fast 2,5 Wochen standen wir mit unserem kleinen Camper in der Nähe vom Flughafen in Quarantäne. Als dann auch noch die öffentlichen Toiletten und Duschen geschlossen wurden, war das wirklich kein schönes Gefühl, mit Baby und Kleinkind dort festzusitzen. Der Winter brach langsam an und es wurde von Tag zu Tag kälter. Aber alles im Leben hat einen Sinn. In diesen Wochen, zu viert auf unseren 6 Quadratmetern, sind wir so sehr zusammengewachsen, wie wir es nie für möglich gehalten hätten. Meine bessere Hälfte und unsere wunderbaren Kinder zeigten mir, dass alles, was im Leben wirklich zählt die Familie ist. Es braucht weder Luxus, noch Fernsehen, Geld oder viele Möglichkeiten. Alles was wir brauchen haben wir direkt vor unserer Nase.

April

Mitte April erhielten wir dann die erlösende Nachricht, dass wir einen der Rückholflüge ergattern konnten. Dass uns diese im Nachhinein noch 3000 EUR kosten sollten, war der Tropfen auf den heißen Stein. Bis dato hatten wir mehr Geld verloren, als uns lieb war und bei weitem nicht alle Flüge oder Hotels zurückerstattet bekommen. Das haben wir bis heute nicht. ☹ Und doch wird der Rückholflug für mich immer etwas besonderes sein. Denn anders als geplant flogen wir nicht dieselbe Strecke über Asien zurück, sondern über die andere Hälfte der Erdhalbkugel. Wir flogen 38 Stunden nonstop, unterbrochen nur von einer 1,5-stündigen Tankpause in Vancouver, in der wir unsere Plätze nicht verlassen und uns im Flugzeug nicht bewegen durften. Und doch strahle ich bis heute wie ein Honigkuchenpferd, weil das bedeutete, dass wir tatsächlich einmal um die ganze Welt geflogen sind. Von Leipzig über Frankfurt nach Singapur und von dort nach Neuseeland. Von Christchurch aus nach Vancouver (Kanada) und über Grönland zurück nach Frankfurt. Ich meine jetzt mal im Ernst, wer kann schon sagen, dass er mal eine Weltreise gemacht hat?? Und das quasi in Rekordzeit :D. Und meine Kinder erst? Lana hat die Welt umrundet und das noch bevor sie 1 Jahr alt war. Ist schon irgendwie irre oder? Und allein das macht es irgendwie erträglicher. Auch wenn diese Reise ganz anders endete als geplant, so wird sie für uns immer unvergesslich sein. Es ist dennoch so vieles passiert. Unsere Tochter hat am anderen Ende der Welt nicht nur das Krabbeln gelernt, sondern auch das Essen. Und die Kerze, die ich in Neuseeland für ihren ersten Geburtstag gekauft habe, haben wir mit nach Hause genommen und sie brannte dann am 30. April auf ihrer kleinen Geburtstagstorte.

Mai

Es dauerte eine Weile, bis wir uns wieder an das Leben in Deutschland gewöhnt hatten. Vor allem an die typisch deutsche Meckermentalität. Da wir ja eigentlich noch auf Reisen sein sollten, hatte ich einen leeren Terminkalender und füllte den in Rekordzeit mit meiner Warteliste. So hatte ich ungeplanterweise im Mai viele tolle Kundenshootings und meine Elternzeit war offiziell vorbei. Aber irgendwie auch nicht. Denn sowohl Lana, als auch Bela blieben weiterhin zuhause. Lanas Eingewöhnung wurde aufgrund der Pandemie auf September verschoben und wir hatten in Neuseeland beschlossen, dass wir unseren Sohn nicht wieder in seine alte Kita geben würden. Es folgte eine monatelange Kitasuche, unzählige Absagen und verzweifelte Telefonate. Und ich gab mein Bestes sowohl für beide Kinder, als auch meinen Job 100% da zu sein. Denn unsere „Weltreise“ hatte uns mehr Geld gekostet, als ursprünglich geplant und das obwohl wir Wochen eher wieder zuhause waren. Ich musste also Geld verdienen. Die Sommermonate waren definitiv mit die härtesten meines Lebens. 

Juni

Es wurde Juni, die Auftragsbücher waren prall gefüllt und neben den Aufträgen und der Kinderbetreuung, verwendete ich die Abende um an einem großen Artikel zu schreiben, der im August in einer Fotografie-Zeitschrift erscheinen sollte. Und dann war da der Geburtstag unseres Sohnes… 4 Jahre wurde er alt und ich konnte nicht fassen, wie schnell das alles ging. Zur Feier des Tages stand ich stundenlang in der Küche und kreierte ein, wie ich finde, Meisterwerk der veganen Backkunst :D. Eine mehrstöckige Torte… nur für meinen Großen <3.

Juli

Ich feierte meinen 32. Geburtstag in einem sehr übersichtlichen Kreis. Nebenbei ging die Planung für das Tierfotografen-Event weiter. Gemeinsam mit Joana ordneten wir unsere vielen Ideen, kalkulierten, schrieben mit Sponsoren und schauten uns geeignete Locations an. So langsam dämmerte mir, was wir uns da vorgenommen hatten. Und die Planung wurde durch die Ungewissheit, die Corona mit sich brachte extrem erschwert. Aber noch hofften wir. Es war ein wahnsinnig schöner, warmer Sommer, der mir und meinen Kunden faszinierende Sonnenuntergänge bot. Ich fotografierte und arbeitete ausschließlich abends, wenn die Kinder im Bett waren und schrieb weiter an meinem Artikel. 

August

Im August traf ich mit meiner lieben Joana eine schwere, aber schöne Entscheidung. In den letzten Monaten kristallisierte sich immer mehr heraus, dass sie eine riesige Begabung für die Familienfotografie hatte. Und ich wäre ja kein guter Businessmentor, wenn ich nicht auch für meine eigene rechte Hand das Beste wollen würde. Und so erstellten wir ein ganz eigenes Konzept für sie und gaben dem „Kind“ einen Namen. Ich baute ihr eine eigene Webseite und so ist Joana seit August unter dem Namen „Herzträumerin“ als selbstständige Familienfotografin unterwegs. Und auch wenn sie mir unendlich fehlt, so weiß ich, dass sie nun genau das macht, was sie am Besten kann. Und ihre Kunden geben mir da ebenfalls recht. Als Freundin steht sie mir nach wie vor zur Seite, hört sich all meine wirren Ideen an und holt mich hier und da auf den Boden der Tatsachen zurück. Und wer auf der Suche nach einer tollen Familienfotografin ist, der sollte mal auf www.herzträumerin.de vorbeischauen.

Eine kleine Auszeit gönnten wir uns dann Ende des Monats an der Ostsee. Ein paar Tage am Meer, nur Christian, ich und die Kinder. Naja… und natürlich auch ein bisschen Arbeit. Denn wir waren auch beruflich auf Usedom. Was viele nicht wissen: Bevor es mich hinter die Kamera zog, arbeitete ich viele Jahre lang selbst als Model vor der Kamera. Gut, ich gebs zu, das ist wirklich lange her, aber bis heute hilft mir diese Erfahrung im Umgang mit meinen Kunden, die zum ersten Mal vor der Kamera stehen. Und in diesem Fall war nicht nur ich, sondern meine komplette Familie, als Modellfamilie für die neue Imagekampagne des Familien Wellness Hotels Seeklause gebucht. Gemeinsam mit der talentierten Werbefotografin Nadja Hübner entstanden tolle, natürliche Imagebilder und auch wenn es hier und da wirklich auch mal recht anstrengend war, hatten wir eine super schöne Zeit.

Es war herrlich am Meer. Und traditionell fahren wir eigentlich nicht im Sommer, sondern im Winter nach Usedom. In diesem Jahr wollten wir natürlich auch wieder fahren und ich beschloss im November eine Shootingaktion auf Usedom anzubieten. Ab Oktober dürfen die Hunde dort am Strand frei laufen und im November sind die Strände meist menschenleer. Innerhalb weniger Tage nach Bekanntmachung waren alle Plätze vergeben und ich freute mich wie ein Keks auf die Shootings im November am Meer.

September

Am 1. September begann Lanas Eingewöhnung bei den Tageseltern. Ich freute mich total, nicht, weil ich sie dann los war, sondern weil sie in die Gruppe ging, in der bereits Bela war und wir die Tageseltern in den letzten Monaten ziemlich vermisst hatten. Immerhin gehörten sie 2 Jahre lang zum täglichen Leben dazu und von jetzt auf gleich sahen wir sie nicht mehr. Aber ja, ich kann auch nicht leugnen, dass es mir endlich ein paar mehr Freiräume verschaffte. Zwar war Bela weiterhin zuhause, ein Kitaplatz immer noch nicht in Sicht, aber er war zumindest in der Lage sich auch mal ein paar Minuten allein zu beschäftigen, sodass ich nebenher doch auch etwas schaffen konnte. Auch mein Artikel wurde veröffentlicht und das Feedback darauf war großartig. Niemals hätte ich mit dieser Resonanz gerechnet und so langsam, still und leise, wächst in mir der Wunsch doch mal noch ein Buch zu schreiben… wenn da nur nicht die Sache mit der Zeit wäre.

Am 3. September feierten wir Bhumis 8. Geburtstag und dann geschah auch das lang ersehnte Wunder. Endlich fanden wir für Bela eine Kita und was für eine. Es war wie ein 6-er im Lotto. Die Eingewöhnung sollte im Oktober stattfinden, wir durften aber bereits vorab 1x pro Woche zum Schnuppern und Spielen vorbeikommen, um es für den Zwerg so entspannt wie möglich zu machen. An dieser Stelle muss ich wirklich mal sagen, dass die Kitasituation hier in Leipzig, wie bestimmt auch überall anders, eine reine Katastrophe ist. Personalmangel, schlechte Zustände, fehlende Motivation. Aber es gibt sie Gott sei Dank noch. Die Menschen, die ihre Arbeit lieben und mit so viel Herz dabei sind, um den Kindern eine tolle Kindheit zu ermöglichen. Ich bin unglaublich froh, dass wir das Glück hatten dort zu landen.

Mitte des Monats reiste ich mit Christian für ein Wochenende nach Neuwied. Nichtsahnend, dass er mir dort die Frage aller Fragen stellen würde. Und so kehrte ich am 20.9.2020 als Verlobte dieses Wahnsinnsmannes zurück nach Hause. Ich könnte nicht glücklicher sein. Was genau an diesem Wochenende alles geschehen ist, könnt ihr auch hier nochmal nachlesen: https://mareike-konrad.de/wenn-zusammen-kommt-was-zusammen-gehoert/

Oktober

Im Oktober startete dann Belas Eingewöhnung im neuen Kindergarten. Wir gingen es langsam an, Schritt für Schritt und nach fast 10 Monaten zuhause, so vielen Sorgen, Ängsten, Untersuchungen und Gutachten, kam der Tag, an dem ich meinen Sohn morgens in die Kita brachte, er freudestrahlend hineinmarschierte, mir zum Abschied winkte und sagte „Ich hab dich lieb Mama! Viel Spaß auf der Arbeit!“. Ich schwöre, ich konnte es nicht glauben. Zum ersten Mal seit über 1,5 Jahren hatte ich geregelte Arbeitszeiten. Auf einmal war da so viel Zeit und ich stürzte mich in meine Projekte (nichtsahnend, dass der nächste Lockdown kurz bevorstand und damit beide Kinder wieder zuhause waren :D). Ich plante die Shootings auf Usedom und widmete mich dem Event, dessen Planung alles andere als einfach war. Es gab einfach zu viele ungewisse Komponenten und das kostete mich viele Nerven. Schweren Herzens traf ich schlussendlich die Entscheidung, dass es aufgrund von Corona 2021 kein Event in Leipzig geben wird. Ich konnte keine Location finden, die uns sicher zusagen konnte, demnach auch keine genauen Kosten kalkulieren und in letzter Instanz auch keine Ticketpreise festsetzen, geschweige denn welche verkaufen. Ich hoffe und bete, dass sich die Situation im nächsten Jahr soweit normalisieren wird, dass Events 2022 wieder möglich sein werden und dann, jaaa dann komme ich und werde gemeinsam mit meinen vielen Helferlein ein geniales Wochenende in Leipzig auf die Beine stellen.

Und bevor der Oktober vorbei war, kam noch Post aus Amerika. Eines meiner Bilder hat bei den Rise Photo Awards eine Bronzemedaille gewonnen. Eine tolle Auszeichnung, zumal auch dieses Bild, wie alle anderen, die ihr hier auf meiner Seite findet, in einem ganz „normalen“ Kundenfotoshooting entstanden ist.


November

Der November kam und mit ihm auch der Lockdown 2.0. Das hieß, dass wir nicht nach Usedom reisen konnten und ich auch die geplante Shootingaktion auf Eis legen musste. In Rekordzeit planten wir den Großteil der Shootings um, denn obwohl ich damit nicht gerechnet hatte, kamen die meisten Kunden, die eines der Fotoshootings am Meer gebucht hatten aus Leipzig oder dem Leipziger Umland. Und so galt es neue Termine zu finden, die passenden Locations für die Hunde zu suchen und gemeinsam mit Christian und unseren Eltern einen Betreuungsplan für die Kinder zu schmieden, damit auch alle Shootings im November stattfinden konnten und die Bilder hoffentlich noch vor Weihnachten bei den Kunden sind. Wir alle mussten uns mit den Corona-Einschränkungen anfreunden und das Beste daraus machen. Das erste Mal mit Maske fotografieren und für meine Kunden eine kontaktlose Übergabe ermöglichen, das war definitiv mal etwas anderes :D. 

Dezember

Anfang Dezember wurde es dann langsam weihnachtlich im Hause Konrad. Ich war total froh, dass ich in diesem Jahr sehr zeitig alles geplant, Geschenke gekauft und mit dem Weihnachtsgeschäft begonnen hatte. Und 2 Wochen vor Weihnachten begann dann irgendwie die Pechsträhne. Alles begann, als das Bügeleisen aus dem Schrank fiel und in mindestens 10 Teile zersplitterte. Die Waschmaschine gab 1 Woche später den Geist auf. Widerum einen Tag später verabschiedete sich der Akku meines Laptops und 2 Tage darauf quittierte mein PC den Dienst. Gefolgt wurde das Ganze von meinem Telefon, dass jetzt nicht nur über die berühmte Spider-App verfügt, sondern dessen Innerstens einem nun offen entgegenstrahlt. Zwischendrin bangten wir kurzzeitig um das Leben unserer Hündin, als Bhumi einen schweren Schub ihrer IBD hatte und mehrere Tage in der Tierklinik verbringen musste. Was war ich froh, als ich sie endlich wieder nach Hause holen konnte. Mittlerweile hat sie sich wieder gefangen und wir freuen uns über jedes Gramm, das sie zunimmt. Im typischen Weihnachts-Versandchaos verschwanden dann diverse Teile meines neu zusammengestellten PCs und ich hoffte jeden Tag, dass doch bitte endlich alles beisammen wäre, damit ich wieder normal arbeiten konnte, aber Pustekuchen. Mit Mühe und Not bearbeitete ich die letzten Kundenbestellungen auf meinem kleinen Laptop (ohne Akku). Gekrönt wurde meine Pechsträhne dann am 22. Dezember, als die Spülmaschine ihre Geist aufgab. Seitdem spüle ich 4x täglich das Geschirr mit der Hand ab, man hat ja Zeit… Und irgendwie werde ich dabei immer ganz nostalgisch, denn es erinnert mich so an das Camperleben in Neuseeland. Am 24. traf dann das letzte Teil meines PCs ein und endlich konnte mit dem Zusammenbau gestartet werden. Heute ist der 28.12. und ich schreibe diesen Blogbeitrag an meinem nigelnagelneuen, brandheißen Rechner. Ich nenne ihn ab heute nur noch „Der Gerät“ :D. Die Spülmaschine ist immer noch kaputt, das neu bestellte Handy natürlich nicht lieferbar und die letzten Bilder meiner Kunden, die eigentlich vor Weihnachten hier sein sollten, fahren noch irgendwo durchs Land, aber hey… es gibt Schlimmeres.

Und so sitze ich nun hier, nach den Feiertagen, allein in meinem Atelier und lasse dieses unglaubliche Jahr Revue passieren. Es ist so vieles passiert und so vieles auch nicht. Es war ein anstrengendes, herausforderndes Jahr, das mir gezeigt hat, dass auch die beste Planung ganz schnell vom Leben (oder einer Pandemie) über den Haufen geworfen werden kann. Dass alles, was wirklich zählt die Familie und deren Gesundheit ist und dass es sich lohnt kontinuierlich und stetig an den Dingen, die man wirklich erreichen will zu arbeiten. Es hat mich gelehrt geduldig zu sein, aber auch spontane und schnelle Lösungen zu finden. Und es hat mich ermutigt zu träumen.

2021

Und da die Geschichte von 2020 nun doch ziemlich ausführlich geworden ist, quasi ein halbes Buch, denke ich sollte ich auch einen kleinen Ausblick auf den nächsten Teil geben. Nämlich auf 2021, denn da habe ich so einiges vor. Und weil das so viel ist und ich euch gern in meine Pläne einweihen möchte, werde ich dazu bald ganz ausführlich schreiben.

Bis dahin bleibt mir nichts weiter, als euch allen da draußen, die es bis hierhin geschafft haben ein wunderschönes, aufregendes, abenteuer-, erlebnis- und erfolgreiches neues Jahr zu wünschen!!

DANKE fürs Lesen – Eure Mareike

Wenn der Abschied naht – Regenbogenfotoshooting

Wenn der Abschied naht – Regenbogenfotoshooting

Es gibt diese Momente im Leben, da fühlt sich einfach alles falsch an. Wenn das Hundekind krank ist und man voller Sorgen und Zweifel steckt, einen die Fragen förmlich aufzufressen drohen. Was mache ich? Wie lange kann ich das meinem Hund noch zumuten? Bin ich egoistisch? Wann ist der richtige Zeitpunkt? Was mache ich nur ohne meinen Schatz? Warum zur Hölle hilft mir keiner? Und es gibt nur eine Antwort auf all diese Fragen… die Tatsache, dass es unausweichlich ist. Dass der Tag kommen wird, vor dem wir uns alle so sehr fürchten. Dass wir eines Tages, egal ob die Sonne scheint, es regnet, sich die Welt weiter dreht oder nicht, ohne unser Hundekind auskommen müssen. Und das zu akzeptieren ist unfassbar schwer.

In meinem Beruf habe ich eigentlich immer unbeschwerte und fröhliche Hunde vor der Linse, gemeinsam mit ihren stolzen und glücklichen Besitzern. Doch da gibt es die Shootings, vor denen ich immer einen Kloß im Hals habe, die mir schwer fallen, weil ich vorher nie genau weiß, was mich erwartet. Die Regenbogenfotoshootings.

Manchmal geht es leider schnell

 

Ich halte mir jeden Monat mindestens zwei Termine frei, für Shootings, die nicht warten können. Und warten können zwei Arten von Hunden nicht: Die Kleinsten, also Welpen, weil die einfach viel zu schnell wachsen und man die wunderbare Welpenzeit unbedingt festhalten sollte und die Hunde, denen nicht mehr viel Zeit bleibt, die ihr Leben gelebt haben oder schwer krank sind. Sollte es bei eurem Hund soweit sein, dann zögert bitte nicht mich anzurufen und nach einem kurzfristigen Termin zu fragen. Selbst wenn ich andere Shootings dafür verschieben muss, was bereits des Öfteren vorgekommen ist, meine Kunden haben in dem Fall eigentlich immer Verständnis und warten gern noch etwas länger auf ihren Termin. Denn wenn es sie betreffen würde, wären sie genauso dankbar dafür diese Möglichkeit zu bekommen.

Heute möchte ich euch von einem ganz besonderen Regenbogenfotoshooting erzählen, das im Spätsommer stattgefunden hat. Ich habe Sarah, eine zierliche, zuckersüße Golden Retriever Hündin bereits ein paar mal kurz gesehen, aber ein Fotoshooting hatten wir noch nicht. Als ihre Besitzerin mich anrief und mir erzählt, wie schlimm es um sie stand, konnte ich mir kaum vorstellen, dass dieses fröhliche Mädchen, bereits auf dem unterwegs in Richtung Regenbogenbrücke sein sollte. Im Eiltempo planten wir unser Shooting, eine Untersuchung wollte Sarahs Frauchen noch abwarten, noch hatte sie Hoffnung und war bereit zu kämpfen, aber bereits am nächsten Tag kam die ernüchternde Diagnose.

Wir trafen uns am selben Abend an einem See, ganz in der Nähe von Sarahs Zuhause. An einem Ort, den sie gut kannte und abgöttisch liebte. Retriever haben zu Seen einfach immer ein ganz besonderes Verhältnis. Ich war nicht darauf vorbereitet, wie schwach die kleine Maus bereits war und es traf mich mitten ins Herz. Nur mit Mühe schaffte sie den kurzen Weg vom Auto bis zum Strand. Um sie zu bestechen gab mir ihr Frauchen einen Löffel und eine Dose Katzenfutter und tatsächlich, bei dem Geruch funkelten ihre Augen nochmal und sie schenkte mir einen tollen Blickkontakt.

Am See angekommen, brauchte die Maus erstmal eine Pause. Es waren nicht einmal 100 Meter vom Auto bis dorthin und doch sah man ihr an, wie schwer ihr jeder Schritt fiel. Sie legte sich an den Strand und verschnaufte kurz. Und weil ich nicht wusste, wie es weitergehen sollte, nicht damit rechnete, dass noch „mehr gehen würde“, nahm ich die Kamera und hielt drauf. Versuchte alles von ihr festzuhalten und zögerte dann nicht lange und bat ihr Frauchen sich zu ihr zu setzen. Auch wenn ausdrücklich nur Bilder von Sarah erwünscht waren, ich wusste tief in mir drin, dass es richtig war.

 Es war unglaublich schön, zu sehen wie Sarah die Streicheleinheiten und die körperliche Nähe genoss. Und nach einem kurzen Powernap war Sarah wieder da. Wacher, als zuvor, ganz klar, als wollte sie ganz bewusst teilhaben an diesem Moment. Neugierig schaute sie sich um, stand auf und schlenderte am Strand entlang. Ich hatte noch ein Bild im Kopf, was ich gern umsetzen wollte, mit Sarah und ihrem Frauchen. Und wenn ich das im Kasten hätte, dachte ich, dann würde ich sie einfach machen lassen und sie einfach so festhalten, wie sie wirklich ist.

 Also Frauchen, Hund und natürlich den Löffel mit dem Katzenfutter noch ein letztes mal platziert und ich bin so froh, dass wir es getan haben.

Als dieses Foto im Kasten war, gaben wir Sarah frei und sie schnüffelte los. So eine kleine Kämpferin. Man sah, wie sehr sie diesen Ort liebte, wie sehr sie es genoss die Nase in den Wind zu halten und das Wasser zu riechen.

Wir beendeten unser Shooting und saßen dann noch eine ganze Weile gemeinsam am See. Redeten und genossen den Augenblick. Wir sprachen über so vieles in der kurzen Zeit, während wir Sarah beobachteten, wie sie durch die Gegend spazierte, als wollte sie sich jeden Strohhalm und jedes Steinchen genau einprägen. Als langsam die Sonne unterging und es kälter wurde, standen wir auf und machten uns auf den Rückweg. Als ich mich ein letztes Mal zum See herumdrehte, stand der Himmel in leuchtend bunten Farben und ich konnte nicht anders, als die Kamera doch noch einmal herauszuholen und das festzuhalten. 

 

Es war als gewährte nicht nur Sarah mir durch ihre Augen einen Blick in ihr Innerstes, sondern auch der Himmel einen kleinen Einblick in das, was da oben auf uns alle wartet.

Ich weiß ich erzähle das oft über meine Shootings, aber hier kann ich wirklich behaupten: Dieser Moment war magisch. Einfach unvergesslich, alles daran.

Komischerweise ist es bei fast jedem Regenbogenfotoshooting so, dass die Hunde noch einmal richtig auftauen, ihre letzte Kraft generieren, als wüssten sie, dass das jetzt wichtig ist. Aber die Verwandlung, die Sarah während unseres Shootings hinlegte, war schon etwas ganz besonderes.

Auch wenn man es nicht glauben mag, aber während eines Regenbogenshootings gab es eigentlich noch nie Tränen, was komisch ist, denn der Anlass ist so unglaublich traurig. Dennoch sind es meistens eine ganz schöne, intensive Zeit, in denen mir die Besitzer viele Geschichten erzählen und die Hunde herumalbern. Ich nehme mir hier alle Zeit der Welt, ohne Zeitdruck, ohne Stress.

Ein ehrenvoller Abschied

 

Sarahs Tod kam unvermittelt und schnell. Von Diagnose bis zum Abschied vergingen nur wenige Tage. Umso beeindruckender finde ich, was ihr Frauchen für sie auf die Beine gestellt hat. Denn Sarah durfte diese Welt auf eine ganz wunderbare Weise verlassen, die mich tief berührt. Gemeinsam mit ihrer Tierärztin ermöglichte ihr Frauchen ihr einen ehrenvollen Abschied und eine ganz besondere Reise über die Regenbogenbrücke. Sarah durfte an genau dem Ort gehen, an dem unser Fotoshooting zuvor stattgefunden hatte. An dem Strand, den sie so sehr geliebt hat. In den Armen ihres Frauchens, an einem lauwarmen Sommerabend.

Ich mag mir gar nicht ausmalen wie schwer dieser letzte Gang für alle Beteiligten gewesen sein muss, aber den Gedanken daran den letzten Weg für den Hund auf diese Art und Weise zu gestalten, finde ich einfach nur wahnsinnig schön und respektvoll dem Tier gegenüber. Ich weiß, dass das eine absolute Seltenheit ist und auch für die Tierärzte unglaublich schwer zu realisieren, aber Sarahs Geschichte hat mich wirklich nachhaltig beeindruckt.

 

Erinnerungen an Sarah

 

Nach ihrem Tod, kam Sarahs Frauchen zur Bildauswahl in mein Atelier. Das sind definitiv die schwersten Stunden rund ums Regenbogenshooting. Sie wählte ihre Lieblingbilder, eines davon verziert nun sogar als Airbrush Sarahs Urne. Außerdem hängen drei der Bilder an der Wand, spenden der Familie Trost und werden irgendwann, wenn die Trauer nicht mehr ganz so stark ist, eine wunderbare Erinnerung an dieses ganz besondere Hundekind sein.

Golden Retriever Senior „Anjo“ | Legendenfotoshooting

Golden Retriever Senior „Anjo“ | Legendenfotoshooting

Man nehme, einen wunderschönen Golden Retriever, addiere 14 Jahre und ganz viel Charme und kombiniere das mit einem rustikalen Holzsteg am Wasser. Und fertig ist Anjos Legendenfotoshooting. Noch recht frisch im Programm erfreut sich mein neues Shootingpaket größter Beliebtheit.

Das Glück einen Hund vom Welpen- bis ins hohe Seniorenalter begleiten zu können, ist nicht vielen Hundehaltern vergönnt. Es ist einfach etwas ganz Besonderes und die Verbindung zwischen Hund und Halter wird im Laufe der Jahre immer inniger. Man kennt sich in- und auswendig, man versteht sich und vertraut einander. So war es auch mit Anjo und seinem Frauchen Franzi.

Die Shootingplanung

 

Franzis Wunschvorstellungen für Anjos Shooting waren vielseitig, wie sie mir bei der Shootingplanung verriet:

1. Die Locationsuche

Typisch Golden Retriever liebt Anjo das Wasser. Im Leipziger Umland finden sich zahlreiche Seen, nicht umsonst heißt diese Region das „Leipziger Neuseenland„. Nun galt es sich bei den vielen Möglichkeiten, für eine zu entscheiden. Franzi grenzte das Feld mit den Worten „Am besten gefallen mir die Bilder am Wasser auf dem Holzsteg.“ weiter ein. Da es sich um ein Legendenfotoshooting handelt und der liebe Anjo bereits 14 Jahre alt ist, stand für mich fest, dass wir eine Location brauchen, die nicht allzu weitläufig ist. Am Besten wäre ein See, an den man mit dem Auto sehr nah heranfahren kann. Und damit blieb nur noch ein See übrig, der alle Anforderungen erfüllte. Leider war dieser für Franzi nicht zu erreichen, da sie kein Auto besaß. Und so beschloss ich kurzerhand die beiden zuhause abzuholen und wir fuhren gemeinsam zum See. Für Anjo war schon die Autofahrt ein Highlight, denn im Kofferraum roch es natürlich nach meiner Schäferhündin und dieser Geruch gefiel dem alten Herren anscheinend ziemlich gut :D. Und wir Frauen, wir schnatterten von der ersten Sekunde an, als würden wir uns schon 30 Jahre kennen. Es war eine tolle Fahrt und damit auch für mich mal eine ganz neue Erfahrung.

2. Wandgestaltung

Auch hier war sich Franzi recht schnell sicher. „Ich möchte ein sehr großes Bild von meinem Liebling für das Wohnzimmer haben. Es ist im Landhausstil weiß eingerichtet. Somit würden pastellige und sandfarbende Töne sehr gut passen.“ Lustigerweise wünschen sich viele meiner Kunden am Anfang ein großes Wandbild. Leider scheitern sie dann kläglich bei der Bildauswahl, weil es selten DAS EINE Bild gibt, was sie mehr lieben, als die anderen. Meist haben sie 3-4 absolute Lieblingsbilder und ich bastle daraus dann eine Wandgalerie… ob es hier genauso war, erfahrt ihr ganz zum Schluss.

2. Terminfindung

Ein Termin im Mai war schnell gefunden, immerhin wollte ich diesen Monat ja eigentlich noch am anderen Ende der Welt in Neuseeland verbringen. Dank der Corona-Pandemie und den Rückholflügen der Bundesregierung (die nebenbei bemerkt ein richtiges Schnäppchen waren… nicht), waren wir nun aber bereits im April von unserer Weltreise zurück und ich konnte die Zeit nach unserer Quarantäne für Shootings von der Warteliste nutzen. Wenn da nur nicht das Wetter gewesen wäre. Denn das sah alles andere als rosig aus. Wir mussten unser Shooting wegen des anhaltenden Regens verschieben und auch am Shootingtag sah es ziemlich trüb aus. Es war also Daumen drücken angesagt.

Der Shootingtag

 

 

Nach unserer illustren Autofahrt kamen wir am Parkplatz des Sees an und wie sollte es auch anders sein, uns erwarteten graue Wolken und Nieselpieselregen. Wieviel Pech kann man haben? Aber wo wir doch schon einmal da waren, beschlossen wir es einfach zu versuchen und Bilder zu machen, solange es geht. Wir starteten direkt am Weg vom Parkplatz zum See, der mit herrlichen gelben Blumen gesäumt ist. Sofort verzauberte Anjo mich mit seinem herrlichen „Häää?“-Blick. Er war super neugierig und schaute direkt zu mir in die Kamera. Was für ein Profi.

Am See angekommen, gingen wir direkt zum Bootssteg. Wer weiß, wieviel Zeit uns noch bleiben würde. Es war gar nicht so einfach Anjo davon zu überzeugen nur zum Bootssteg zu gehen und nicht direkt ins Wasser. Aber uns war klar, wenn er einmal ins Wasser geht, dann ist er klatschnass :D.

Anjo modelte wie ein Weltmeister und der Regen? Der verzog sich. Es blieb bewölkt, aber trocken und wer mich kennt, der weiß: Das ist mein liebstes Fotowetter!! Und jetzt hatte sich Anjo seine Planschpartie doch redlich verdient. Endlich durfte er ins Wasser.

 

Nach dem tollen Shooting folgte eine mindestens genauso tolle Rückfahrt und wir freuten uns gemeinsam auf die Bildauswahl. Tja… und wofür hat sich die liebe Franzi schlussendlich entschieden? Tatsächlich konnte auch sie sich nicht für ein einziges Bild entscheiden. Und da die Bilder farblich alle wunderbar miteinander harmonierten, stand der Wandgalerie nichts mehr im Wege. Und ich finde sie ist einfach traumhaft schön geworden. Bestehend aus gerahmten und ungerahmten Holzbildern und mit einer kleinen runden Leinwand kombiniert. Ich finde sie einfach wunderschön.